...
Allerdings gibt es manchmal auch Gruppenmitglieder, die dann gehen, wenn ihnen kein in ihren Augen attraktives Programm geboten wird. Hier müssen Leiterinnen und Leiter auf sich selbst aufpassen: sie sind nicht zum Bespaßen der Pfadfinder da, auch wenn einige Eltern und Mitglieder das immer wieder glauben. Es ist nicht Aufgabe der Leiter, ein attraktives Unterhaltungsprogramm auf die Beine zu stellen, aus dem man sich die Rosinen herauspicken kann.
Mit Hilfe einer altersgerechten Animation (siehe dazu „Die Projektmethode“ weiter unten) können die Gruppenleiter ihre Gruppen auf Ideen für Programme bringen, die die Gruppe attraktiv findet, weil die Ideen aus ihnen selbst kommen, und die dadurch ihrem Alter angemessen sind. Ohne Zweifel gibt es Kinder und Jugendliche, die es attraktiv fänden, jede Gruppenstunde im Schnellrestaurant oder mit Videospielen zu verbringen. So aber ist „attraktiv“ nicht gemeint, denn die Programme sollen auch
Fortschreitend sein
Im Leben einer Gruppe soll es Entwicklungen geben – vom vorsichtigen Kennenlernen zum vertrauten gemeinschaftlichen Erleben und Handeln und dem Entdecken von Neuem. Solche Entwicklungen finden im Fast-Food-Restaurant und vor der Spielkonsole nicht statt, weil jede Gruppenstunde gleich ablaufen würde und das zudem ohne geistige Herausforderung.
Entwicklungen werden durch Aktivität und Kreativität in Gang gesetzt und gefördert (individuell und in der Gruppe). So meint „fortschreitende Programme“, dass die Gruppe durch die Programme, die sie sich gibt, in Bewegung bleiben soll (Verschnaufpausen nicht ausgeschlossen). Über die Jahre hinweg, von Stufe zu Stufe, sollen die Programme anspruchsvoller werden, gleichsam „mitwachsen“, und so die Kinder und dann Jugendlichen in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen. (Ein Beispiel für dieses „Mitwachsen“ sind Dauer und Umfang oder Reichweite von Sommerfahrten: Von einer Woche Standlager in relativer Nähe bei den Wölflingen geht es zu zwei Wochen Wandern im Ausland bei den Pfadfindern und Rovern).
Innerhalb einer Stufe sind Programme dann fortschreitend, wenn sie jeweils auf ein Ziel hinführen, auch wenn es möglicherweise nicht erreicht wird. Der erfolgreiche Abschluss eines Projektes ist ein solches Ziel, aber auch die gelungene Sommerfahrt. Ziele von Programmen können gegenständlich sein (z.B. ein Fahrrad bauen, Graffiti überpinseln) aber auch ideell (zu einem besseren Gruppenklima kommen, über Umweltzusammenhänge besser Bescheid wissen).
Fortschreitend heißt aber nicht, dass ein Programm immer anstrengender, herausfordernder, größer etc. als das vorherige sein oder anderweitig auf Vorherigem aufbauen muss. Es darf durchaus für sich allein stehen.
Wichtige Elemente oder „Zutaten“ für fortschreitende attraktive Programme sind die Erlebnisfelder Abenteuer, Spiele, Erlernen von Fähigkeiten, Engagement in der Gemeinschaft und Leben in der Natur sowie der Grundsatz „look at the girl/boy“. Nicht alle diese Elemente werden stets in einem Programm vertreten sein. Das ist auch nicht nötig, wenn es sich über die Zeit hinweg ausgleicht. Immer aber werden sich ein paar dieser Aspekte gleichzeitig im Handeln der Gruppe finden. Auf die Dauer sollte keiner dieser Erlebnisbereiche im Gruppenleben fehlen und keiner zu dominant werden – sonst wird das Gruppenleben mit der Zeit eintönig. Jeder der Erlebnisbereiche hat seine Berechtigung und Möglichkeiten in jeder Altersstufe.
Abenteuer
Abenteuer müssen nicht nur tagelange Wanderungen durch unwegsames Gelände mit knappem Wasser und Brot sein, in keiner Altersstufe. Für Wölflinge können Nachtwanderungen oder der Besuch beim Bürgermeister oder ein anderes Schauen hinter die Dinge ein Abenteuer sein, für Pfadfinder das Auftreten in der Öffentlichkeit mit einer Straßenaktion, das Wagen einer Unternehmung, die man sich vorher noch nicht getraut hat. Abenteuer sind schon gegeben, wenn Neues, Unbekanntes in Angriff genommen wird, wenn man vorher schon weiß, dass es zu unvorhergesehenen Situationen kommen kann und wird und sich darauf einlässt. Man muss in Abenteuer nicht immer nur „hineinschlittern“, damit es ein wirkliches Abenteuer wird. Selbst das Leben an sich, die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle und Identität kann ein großes Abenteuer sein.
Spiele
Spiele sind in jeder Stufe wichtig, auch wenn Pfadfinder und Rover immer wieder behaupten, sie hätten an solchen „Kindereien“ kein Interesse mehr. Bewegungsspiele sind hervorragend geeignet, um Energien herauszulassen und Unruhen abzubauen. Auch bei Jugendlichen haben Bewegungsspiele zum Beginn der Gruppenstunde den Effekt, dass sie anschließend ruhiger und konzentrierter arbeiten können. Darüber hinaus kann man in den Jugendstufen Spiele gezielt als Methoden einsetzen, um anhand des Spielverlaufs anschließend zu reflektieren, welche Prozesse stattgefunden haben. Man kann auf diese Weise Dynamiken in der Gruppe bewusst machen oder Impulse für die Gruppe geben (Bsp.: Turmbau, Brücken- bau, NASA-Spiel).
Spiele können auch der Erholung dienen, z.B. nach einer längeren, intensiven Phase von Projektarbeit. In einer Gruppenstunde nur mit Spielen kann wunderbar abgeschaltet und neue Kraft getankt werden!
...