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Der Mythos vom fremden Täter
Sexualisierte Gewalt findet zum überwiegenden Teil im sozialen Nahraum von Kindern und Jugendlichen statt. Wenn Kinder und Jugendliche zu Opfern von sexualisierter Gewalt im Umfeld werden, geschieht dies oftmals in ihrer eigenen Familie und Verwandtschaft, im Umfeld von Schule und Ausbildung aber auch im Umfeld von Vereinen, Verbänden oder anderen Gruppierungen, denen sie angehören. Auch Kinder und Jugendliche, die sich in professioneller pädagogischer oder psychologischer Betreuung befinden (Therapie, Unterbringung in Einrichtungen der Jugendhilfe, Pflegefamilien, …) können Opfer sexualisierter Gewalt werden. Es ist selten die unbekannte Täterin, der unbekannte Täter, die oder der aus dem Nichts kommt und das Opfer missbraucht. Die Warnungen „vom fremden Mann“ im dunklen Auto nutzen demzufolge wenig, denn meist ist es eben der Freund/die Freundin der Familie, die Tante/der Onkel, die Nachbarin/der Nachbar/die Nachbarin, die Gruppenleiterin/der Gruppenleiter, der Erzieher/ die Erzieherin/der erzieher, die Lehrerin/der Lehrer, die Hausmeisterin/die Lehrerin, der HausmeisterHausmeitster, die Pfarrerin/der Pfarrer, die Mutter oder der Vater oder die Mutter, die Ärztin/der Arzt,… Es sind Menschen, die den Kindern und Jugendlichen nahe stehen, die sie kennen und denen sie oftmals vertrauen.
Das bedeutet, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Kinder und Jugendliche auch innerhalb unseres Verbandes Opfer von sexualisierter Gewalt werden. Ebenso ist es möglich, dass Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt außerhalb des Verbandes erfahren, sich in der vertrauten und offenen Atmosphäre ihrer Gruppe öffnen und von ihren schlimmen Erlebnissen berichten oder diese auch ohne den Bericht des Opfers deutlich werden. Auf beide denkbaren Situationen müssen Verantwortliche im Verband in angemessener Art und Weise reagieren.
Sensibilisierung für Übergriffe von Leitungskräften in Jugendverbänden
Die oben beschriebenen Strukturen sind für Jugendverbandsarbeit elementar und können und sollen nicht aufgebrochen werden. Denn die Strukturen der DPSG bauen auf Vertrauen und Beziehung auf. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich wohlfühlen und Spaß haben. Innerhalb dieser Strukturen erleben sie Gemeinschaft, Nähe und Vertrauen und lernen, Beziehungen aufzubauen.
Doch gerade diese vertrauten Strukturen können Täterinnen und Täter nutzen, denn in den häufigsten Fällen funktioniert sexueller Missbrauch über Beziehung und Manipulation.
Dabei legen sich Täterinnen und Täter Strategien zurecht: unklare Regeln werden ausgenutzt, Vertrauen der Leiterrunde missbraucht oder unangemessene körperliche Kontakte in Spielsituationen eingebettet, so dass sodass sie nur schwer unterschieden werden können. Manipuliert werden nicht nur die Kinder und Jugendlichen, auch die Umgebung wird gezielt beeinflusst.
Gerade deswegen ist es wichtig, dass Leiterinnen und Leiter sich der Gefahren bewusst sind. Um Unsicherheiten zu vermeiden, hilft es, klare Regeln für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen im Vorfeld mit der Leiterrunde aufzustellen und diese regelmäßig in der Leiterrunde zu reflektieren.
Stand 12.04.2017
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