Sie zeigen eine alte Version dieser Seite an. Zeigen Sie die aktuelle Version an.

Unterschiede anzeigen Seitenhistorie anzeigen

Version 1 Nächste Version anzeigen »

 

Über das Leben und Arbeiten in und mit Gruppen gibt es viele Theorien. Diese sollen nicht den Blick darauf verstellen, dass keine Gruppe der anderen gleicht, schließlich besteht jede Gruppe aus einzigartigen Individuen. Dennoch ist es sinnvoll, sich über den Verlauf und die Phasen eines Gruppenprozesses Gedanken zu machen.

Als Leitungsteam ist es hilfreich, zu wissen, in welcher Phase sich die Gruppe gerade befindet, um das Gruppengeschehen besser zu verstehen und daran das eigene Leitungshandeln  auszurichten.

„Wo bin ich hier gelandet?“–  die Orientierungsphase

Die Gruppe hat sich komplett neu gebildet oder einige Kinder bzw. Jugendliche sind durch den Stufenwechsel neu dazugekommen. Anfangs sieht es dann oft so aus: Manche Gruppenmitglieder kennen sich bereits aus anderen Zusammenhängen, andere kennen niemanden. Manche wurden von Freundinnen oder Freunden mitgenommen oder auch von den Eltern geschickt. Unsicherheit prägt in dieser Phase das Gruppenleben. Jede und jeder versucht, sich erst einmal zu orientieren und seinen Platz in der Gruppe zu finden.

 

Aufgabe des Leitungsteams

In dieser Phase ist das Leitungsteam stark gefordert. Es gilt, Gelegenheiten zum Kennenlernen auf vielfältige Weise zu bieten, den Kontakt untereinander zu fördern und Sicherheit zu vermitteln. Das Leitungsteam sollte die Unsicherheiten der Einzelnen ernstnehmen und vor allem zu Beginn eine klare Struktur vorgeben.


„Wo ist denn hier mein Platz?“– die Machtkampfphase

Nachdem sich die Gruppe etwas besser kennt, beginnt die Phase, in der die Gruppenmitglieder ihre Rollen untereinander und mit dem Leitungsteam klären. Macht- kämpfe, Grüppchenbildung und manchmal auch der Versuch, Einzelne auszugrenzen, kennzeichnen diese Phase.

 

Aufgabe des Leitungsteams

Es ist nicht Aufgabe des Leitungsteams, all das zu verhindern, etwa durch überstarke Betonung der eigenen Autorität, sondern stattdessen die Gruppe mit geeigneten Methoden durch diesen notwendigen Prozess zu begleiten und gegebenenfalls Einzelne gegenüber der Gruppe in Schutz zu nehmen. Dabei ist das Leitungsteam gefordert, auch dafür zu sorgen, dass keine feste Zuschreibung von Rollen auf Einzelne (der Sündenbock, die Kritikerin) entstehen. Abwechslungsreiche Aktivitäten sind in dieser Phase wichtig. Sie bieten die Möglichkeit durch Spiele, bei denen es Siegerinnen und Sieger gibt, Machtkämpfe spielerisch auszutragen, sich in Kooperationsspielen, als Gruppe zu begreifen, bei lebhaften Spielen Aggressionen aufzufangen oder in größeren Projekten verschiedene Aufgaben zu übernehmen und Fähigkeiten kennen zu lernen.

 

„Ich gehöre dazu!“ – die Vertrautheitsphase

Nachdem die Rollen in der Gruppe fürs er- ste geklärt sind, ist der Weg frei für größere Nähe und Vertrautheit. Ein Gruppenname entsteht, vielleicht ein Banner, Pläne für gemeinsame Wochenenden und Freizeiten werden geschmiedet. Die Gruppe findet zum„WIR“ und das Leitungsteam rückt etwas in den Hintergrund. Je nach Altersstufe kann die Gruppe selbst nun mehr Verantwortung  übernehmen.

 

Aufgabe des Leitungsteams

Das Leitungsteam ist herausgefordert, sich dabei nicht aus der Gruppe hinausdrängen zu lassen. Es hat die Aufgabe der Beobachtung und muss eingreifen, wenn der Umgang und die Rollenverteilung zu Ungunsten oder auf Kosten Einzelner gehen. Weiter liegt es am Leitungsteam die Kritikfähigkeit der Gruppe zu fördern, Einzelne zu bestärken und in Vorbildfunktion jedes einzelne Gruppenmitglied als Individuum mit seinen Stärken und Schwächen anzunehmen.

 

 

Moment mal, ich bin auch wer!“ – die  Differenzierungsphase

Die Gruppenmitglieder kennen sich gut, jede und jeder hat ihren oder seinen Platz gefunden. Die Gruppe selbst leitet

sich – je nach Altersstufe  – durch    einzel-

ne Mitglieder und entsprechend deren Fähigkeiten und Möglichkeiten. Das Leitungsteam wird mehr und mehr Teil eines Ganzen. Gruppen in dieser Phase sind lebendig, kreativ und sehr produktiv. Sie sind fähig, Konflikte untereinander und mit anderen zu bearbeiten.


 

Aufgabe des Leitungsteams

Das Leitungsteam kann nun anregen, den Blick wieder stärker für die Außenwelt zu öffnen und diese aktiv und kreativ mitzugestalten. Die Gruppe ist jetzt zu großen Leistungen fähig und kann mit anderen Gruppen zusammenarbeiten. Es ist die beste Zeit für Unternehmungen.

 

 

„Alles hat seine Zeit!“ – die Auflösungsphase

Es ist wichtig, sich von Anfang an bewusst zu machen, dass auch jede Gruppe irgendwann zu einem Ende kommen wird − sei es durch den Stufenwechsel vieler Gruppenmitglieder oder durch Auflösung der Gruppe.

Die ausscheidenden Gruppenmitglieder bewegt dabei natürlich die Frage, wie es für sie weitergeht. Ängste vor der neuen Gruppe und Unsicherheiten können auftreten und zu einem Klammern an der bestehenden Gruppe führen.

 

Aufgabe des Leitungsteams

Hierbei hat das Leitungsteam im Wesentlichen die Aufgabe, Räume für die Reflexion des Erlebten anzubieten, ohne dabei zu Idealisieren. Die Geschichte der Gruppe als Teil des eigenen Lebensweges in Erinnerung zu behalten, ist ein wichtiges Element der Persönlichkeitsbildung. Deshalb ist es wichtig, den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, noch einmal auf Erlebnisse, Erfahrungen, Enttäuschungen zurückblicken zu können. Um bewusst Abschied zu nehmen, braucht es Raum für Abschiedsrituale, so können die Gruppenmitglieder gut mit der Gruppe abschließen.

  • Keine Stichwörter