„Sex“

Eigentlich fängt diese ganze Sache mit den Geschlechtern schon an, bevor ein Mensch überhaupt geboren wird. Die schwangere Frau wird gefragt „Und? Wird es ein Junge oder ein Mädchen?“ und in den meisten Fällen gibt die Frau freudig die entsprechende Antwort. Freunde, Verwandte und Bekannte können dann schon einmal passende Geschenke für das Baby kaufen, oft ändert sich auch die Kommunikation zu dem Baby, das noch im Bauch der Frau ist und die Art und Weise, wie über das noch Ungeborene gesprochen wird. Hat die Frau dann das Baby zur Welt gebracht, wird anhand der äußeren Geschlechtsmerkmale (Penis oder Vagina) das Geschlecht – Junge oder Mädchen – benannt.

Diese Form von Geschlechtsidentität – das biologische Geschlecht – wird im englischen als „sex“ bezeichnet. Es gibt allerdings auch Menschen, die bei ihrer Geburt nicht eindeutig einer dieser beiden Geschlechtskategorien zugeordnet werden können, da die äußeren Geschlechtsmerkmale nicht ausgebildet sind oder nicht eindeutig erkennbar sind.  In diesen Fällen kann dann noch anhand des hormonellen oder mit Hilfe des genetischen "Kriteriums" ein Geschlecht festgelegt werden. Frauen haben in der Regel zwei x-Chromosomen, während Männer ein x- und ein y-Chromosom haben (genetisches Kriterium). Auch dies kann bei Menschen unterschiedlich sein, so kann ein Mensch, der anatomisch gesehen ein Mann ist, trotzdem zwei x-Chromosomen haben und eine anatomische Frau trotzdem ein x- und eine y-Chromosom.

Die Rolle der Geschlechtshormone, die bekanntesten sind wohl das Östrogen und das Testosteron, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Frage nach dem Geschlecht (hormonelles Kriterium). Sowohl Männer als auch Frauen produzieren sowohl die sogenannten weiblichen (u.a. Östrogen) als auch die sogenannten männlichen Hormone (u.a. Testosteron), allerdings in unterschiedlichen Mengenverhältnissen und darauf kommt es schließlich auch bei der Bestimmung des Geschlechts an.

Menschen, die wegen der Chromosomen, der Hormone oder der Genitalien nicht als eindeutig männlich oder weiblich eingeordnet werden können, werden als intersexuelle Menschen bezeichnet. Zu diesem Begriff gibt es alternative Bezeichnungen wie Herms Inter* oder intergeschlechtlich. Oft wurden und werden diese Menschen allerdings sehr bald nach ihrer Geburt durch einen medizinischen Eingriff (Operation) dem männlichen oder weiblichen Geschlecht „angeglichen“. Dies kann dazu führen, dass Menschen, deren Geschlecht „angeglichen“ wurde, sich in ihrem Körper nicht wohl fühlen und sich irgendwann sogar für eine Geschlechtsumwandlung entscheiden oder ihre Geschlechtlichkeit anders ausleben. 

„Gender“

In Abgrenzung zu dem Begriff des biologischen Geschlechts (engl. sex) – gibt es auch das soziale Geschlecht, das im Englischen mit dem Begriff „gender“ bezeichnet wird. Da es im Deutschen keinen eigenen Begriff dafür gibt, wird auch bei uns statt „soziales Geschlecht“ oft einfach „Gender“ gesagt.

Damit gemeint ist, dass jeder Mensch eben auch ein soziales Geschlecht hat, welches sich anhand von Erziehung und äußeren Einflüssen entwickelt. Bestimmte Rollenbilder werden von Generation zu Generation weitergegeben. Das „sozial“ im deutschen Begriff „soziales Geschlecht“ weist schon darauf hin, dass die Gesellschaft hierbei eine große Rolle spielt. Die Gesellschaft und ihre Traditionen, die vielen ungeschriebenen und geschriebenen Regeln, Normen, Werte und Gewohnheiten stellen an alle Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, verschiedene Erwartungen.

Welche Erwartungen das genau sind, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab – je nachdem welches biologische Geschlecht jemand hat, welcher Religion jemand zugehörig ist, welche Herkunft jemand hat, welche Bildung jemand bekommt usw., können die gesellschaftlichen Erwartungen an eine Person stark variieren.

Da der Mensch sich in seinem sozialen Umfeld entwickelt, werden die Normen, Werte und Regeln meist unbewusst übernommen und in die Ausbildung des Charakters integriert. Viele  Erwartungen oder Regeln werden zum Beispiel medial (in Filmen, Werbungen etc.) transportiert und können auch so Druck auf das Individuum ausüben. Beispiele solcher Erwartungen sind etwa, dass man, sobald man ein bestimmtes Alter erreicht hat, ein bestimmtes Einkommen verdienen soll und/oder verheiratet sein soll und/oder ein Haus haben soll usw. Jeder Mensch geht mit diesen indirekten Erwartungen anders um – manche können sich mit den Erwartungen voll identifizieren und sehen es im Gegensatz zu anderen nicht als Druck, sondern als Erfüllung des eigenen Lebenstraums. Andere können oder wollen den gesellschaftlichen Erwartungen nicht entsprechen.

Durch diese individuellen Verhaltensweisen der einzelnen Mitglieder einer Gesellschaft entstehen soziale Rollen, die jeder Mensch in der Gesellschaft einnimmt.

 

 

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