Die Strukturen von Groß- und Kleingruppen und der Sinn dieser Aufteilung 

Mit Ausnahme der Roverstufe bestehen die Gruppen einer Altersstufe aus zwei oder mehr Kleingruppen, abhängig von der Größe der Großgruppe. Je nach Stufe werden die Groß- und Kleingruppen unterschiedlich benannt. Jede Kleingruppe wählt eine Sprecherin oder einen Sprecher, die oder der die Kleingruppe im Rat der Großgruppe vertritt. Dieser Rat besteht aus den Sprecherinnen und Sprechern und dem Leitungsteam. Er kommt regelmäßig zusammen (z.B. vor den Gruppenstunden), kann aber auch von den Sprecherinnen und Sprechern oder Leiterinnen und Leitern extra einberufen werden.

 

 

 

In der Roverstufe dagegen gibt es keine Großgruppen mehr, sondern nur noch Runden mit sieben bis zwölf Mitgliedern; Kleingruppen werden nur nach Bedarf für bestimmte Aktionen gebildet. Auch die Roverrunden wählen Sprecherinnen und Sprecher. Gibt es in einem Stamm mehr Rover als für eine Runde, so sollen zwei unabhängige Runden gebildet werden.

Was im Folgenden für die Kleingruppen ausgeführt wird, gilt auch für die Roverrunden.

Die Kleingruppen bilden ein festes System, d.h. sie bestehen auf Dauer (in der Regel von Stufenwechsel zu Stufenwechsel). So ist das Meuten- bzw. Truppleben ein Ergebnis des Zusammenspiels der Kleingruppen. Zweck und Ziel der Aufteilung einer Groß- in Kleingruppen ist, dass die Kleingruppe gut organisiert ist, effektiv arbeiten kann und jedes Mitglied mit eingebunden wird. Wie das funktioniert, ergibt sich aus den nächsten Absätzen.

Vor allem für die Gruppenarbeit entsprechend der Projektmethode ist dieses Groß-/Kleingruppensystem  unerlässlich; die Projektmethode wird weiter unten ausführlich vorgestellt.

Bei richtiger Größe können die Kleingruppen auch Schutzraum und  Rückzugsort für ihre Mitglieder sein, die sonst vielleicht in der Großgruppe eher untergehen oder sich möglicherweise mit bestimmten anderen Gruppenmitgliedern nicht so gut verstehen.

 

Größe der Kleingruppen

 

Kleingruppen sollten die in der Tabelle aufgeführten Größen haben. Sind sie kleiner, so sind sie wenig handlungsfähig, weil

  1. die Aufgaben einer Kleingruppe nur auf wenigen Schultern verteilt sind, 
  2. zu wenige sich ergänzende Köpfe und Kräfte zusammenkommen und 
  3. zu leicht ein Mitglied die anderen dominiert.

Sind die Kleingruppen zu groß, werden sie ebenfalls geschwächt, weil

  1. sich innerhalb der Kleingruppen Fraktionen bilden, 
  2. nicht jedes Mitglied gleichberechtigt zum Zuge kommt und
  3. die  Aufgaben der Kleingruppe ungleich verteilt werden könnten, bzw. Einzelne sich der Verantwortung leicht entziehen können.

Die richtige Größe der Kleingruppe erlaubt es, dass alle Mitglieder sich mit ihren Fähigkeiten, Wünschen, Ideen und Meinungen in das Geschehen einbringen können (und müssen), was bei einer Arbeit nur in der Großgruppe nicht möglich ist. Dort gibt es immer Mitglieder, die bestimmender sind und eher Verantwortung übernehmen, und Mitglieder, die sich zurückhalten und eher still sind (und so nicht zum Zuge kommen). Mit der Arbeit in Kleingruppen wird jedes Gruppenmitglied gefordert und gefördert. Die Einzelnen erfahren hier eher Rückhalt, sie finden leichter Gehör und Einflussmöglichkeiten, sie haben mehr Möglichkeiten Verantwortung zu übernehmen und sie erfahren auch direktere Rückmeldungen wie Anerkennung und Kritik.

 

Der Rat und seine Aufgaben / Üben von Demokratie

 

Im Meuten- bzw. Trupprat werden die Vorhaben und Vorgehensweisen (auch Regeln) der Großgruppe besprochen, geplant und ggf. bestimmte Aufgaben auf die Kleingruppen übertragen. Entscheidungen für die Großgruppe werden hier allerdings nur vorbereitet und anschließend von allen in der Großgruppe beschlossen.

Dieses Zusammenspiel von Groß- und Kleingruppe ist sowohl arbeitsteilig wie übergreifend und schafft von daher eine Grundlage für ein kraftvolles Arbeiten der Großgruppe: In einem Projekt oder während eines Lagers können sich die Kleingruppen auf bestimmte anliegende Aufgaben konzentrieren und innerhalb der Kleingruppen können sich die verschiedenen Kräfte frei entfalten (bekanntestes Beispiel: der Küchendienst mit seinen verschiedenen Tätigkeiten – Menüauswahl, Einkauf, Kochen, Spülen und Abtrocknen). Daneben fördert dieses Wechselspiel den Umgang und das Üben demokratischer Strukturen: Die Rudel- und und Rundensprecherinnen und -sprecher werden gewählt; sie sollen ihre Runde nach außen (im Meuten-/Trupprat) vertreten; sie sollen dabei die Meinungen der jeweiligen Kleingruppenmitglieder zur Geltung bringen; die Kleingruppenmitglieder sollen ihre Positionen in die Meinungsbildung einbringen.

 

Aufgaben des Leitungsteams

 

Die Gruppenleiterinnen und -leiter haben in diesem System die Aufgabe, die Kleingruppen zu begleiten. Sie beobachten die Abläufe in den Kleingruppen. Sie schauen, wie sich die Einzelnen dort verhalten, wie harmonisch oder nicht es in den Kleingruppen läuft, ob jede/r zum Zug kommt oder ob sich jemand entzieht. Bei Bedarf vermitteln sie in den Kleingruppen, reflektieren mit ihnen (nicht nur, wenn es Probleme gibt) und sprechen mit Einzelnen.

Die Leiterinnen und Leiter moderieren den Trupprat und begleiten die Kommunikation zwischen den  Kleingruppen. Auch die Leiterinnen und Leiter sollen sich hier mit ihren Meinungen und Standpunkten einbringen und ggf. Bedenken aus ihrer Erwachsenensicht  heraus äußern.

Gleichwohl haben die Leiterinnen und Leiter auch die Aufgabe,  Zurückhaltung zu üben und Prozesse innerhalb der Kleingruppen und im Zusammenspiel von Kleingruppen und Großgruppe laufen zu lassen, solange sie nicht zu schweren Konflikten führen. Vieles, was innerhalb einer Kleingruppe läuft, auch schief läuft, regeln die Kleingruppenmitglieder  untereinander.

Möglichst nach Regeln, die sich die Kleingruppe einvernehmlich selbst gegeben hat (was auch von den Leiterinnen und Leitern anzustoßen ist).

Wer mit wem? – Zur Zusammensetzung von Kleingruppen

 

Die Zusammensetzung der Kleingruppen ist nicht immer einfach. Lässt man die Kinder und Jugendlichen frei wählen, kommen meist Freundinnen und Freunde, die sich gut verstehen und gut miteinander arbeiten können zusammen. Aber in fast jeder Gruppe gibt es Außenseiterinnen und Außenseiter, die einfach übrig bleiben und notgedrungen eine eigene Kleingruppe bilden müssen. Damit ist die Arbeit in dieser Kleingruppe und auch in der Gruppe insgesamt erschwert.

Folgen für die Kleingruppe

Ihre Mitglieder sind nicht so vertraut miteinander wie die der anderen Wahlgruppen und brauchen oftmals eine längere Anlaufzeit. Wegen der mangelnden Vertrautheit untereinander findet weniger zielgerichtete Kommunikation statt. Es besteht die Gefahr, dass sich die Mitglieder in ihrer Kleingruppe nicht wohlfühlen und sich entsprechend weniger engagiert einbringen. Aber gerade die Kleingruppe soll ein Schutzraum und Rückzugsort sein, in dem sie sich gut aufgehoben fühlen und freier entfalten können als in der Großgruppe.

 

Folgen für den Einzelnen

In dieser Kleingruppe: In der Wahrnehmung der Anderen wird eine solche Kleingruppe immer die „Verlierergruppe“ sein und deshalb oft nicht ernst genommen werden. Damit manifestiert sich dieser Status. Die Gruppenmitglieder waren vorher die Außenseiterinnen und Außenseiter und werden es in dieser Konstellation bleiben.

Folgen für die Gruppe insgesamt

Wenn die Kleingruppe von den anderen nicht ernst genommen wird, belastet das die Gruppenarbeit insgesamt. Die Ideen oder Vorschläge der betreffenden Kleingruppe werden vorschnell abgelehnt, sie wird weniger eingebunden und bekommt beispielsweise bei der Umsetzung eines Projektes die Aufgaben aufgedrückt, die keine andere Gruppe will.

Ihre Ideen werden abgelehnt, weil  sie meist  weniger  mitreißend  sind,  denn  die Kleingruppe fährt nur mit „halber Kraft“. Für eine Projektfindung wird sich eine solche Kleingruppe mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen Vorschlag überlegen – jedoch nicht aus Tatendrang und Freude heraus, sondern um halt einen Vorschlag zu haben, wie die anderen auch. Wenn sie später die unliebsamen Aufgaben übernehmen soll, fördert das ihre Motivation wohl kaum.

Eine gute Kleingruppeneinteilung verhindert eine „Randgruppe“: Auch Außenseiterinnen und Außenseiter müssen in den Kleingruppen integriert werden, was deren Einbindung in die Großgruppe erleichtert. Dies stellt durchaus eine Herausforderung sowohl für die Kleingruppen als auch für das Leitungsteam dar, aber es ist ein Gewinn für alle, wenn sich die vorherigen Außenseiter wohler und anerkannt fühlen. Sie werden sich mehr einbringen, oft mit unvermuteten Talenten, von denen schließlich die gesamte Gruppe profitiert.

 

Die Einteilung in Kleingruppen

 

Mit welcher Methode kann das Team die Kleingruppeneinteilung meistern?

Eine Einteilung durch das  Leitungsteam ist eine Möglichkeit, aber nicht unbedingt der Königsweg. Sie erfordert viel Umsichtigkeit: Trennt man Freundinnen und Freunde, so wird bei ihnen Frust aufgebaut und ihre Lust an der Kleingruppenarbeit verfliegt. Darunter kann das gesamte Gruppenleben leiden. Wenn ein Leitungsteam die Kleingruppen einteilt, muss es seine Entscheidungen vor der Gruppe gut begründen. Guten Gründen können auch die Gruppenmitglieder folgen. Meistens akzeptieren sie Entscheidungen, wenn sie nachvollziehbar sind.

Die Großgruppe könnte sich darauf einigen, die Kleingruppen auszulosen oder sie mit einem Spiel einzuteilen. Gute Ergebnisse sind dadurch zwar nicht garantiert, durch den Zufallscharakter erscheint es aber als gerechtes Verfahren.

Eine generelle Empfehlung für ein bestimmtes Vorgehen kann es nicht geben. Jede Gruppe ist anders. Was für die eine Gruppe gut ist, ist es für eine andere noch lange nicht.

Das Team sollte den Weg der Kleingruppen-Einteilung von der Situation der Gruppe und den bevorstehenden Aufgaben abhängig machen. Welche Projekte/Vorhaben stehen an? Welche Aufgaben müssen von den Kleingruppen bewältigt werden?

 

 

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