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Die Leiterrunde ist ein zentraler Ort im Leben des Stammes. Vorstände leiten die Leiterrunde und entwickeln sie und ihre einzelnen Mitglieder weiter. Um hierbei einige grundlegende Methoden und Anregungen zu erhalten, kann dieses Kapitel hilfreich sein.

 

3.1 Die Mitglieder der Leiterrunde  

3.2 Ziele und Aufgaben einer Leiterrunde

3.3 Die Leiterrunde – ein Ort zum Austausch und Rückhalt

3.4 Gäste in der Leiterrunde

3.5 Die Leiterrunde – eine echte “Gruppe”

3.6 Praxistipp: Umgang mit unterschiedlichen Rollen des Vorstands in der Leiterrunde

3.7 Die (konkrete) Gestaltung einer Leiterrunde

3.8 Methoden zur Anwendung in einer Leiterrunde

3.9 Moderation und Gesprächsführung in der Leiterrunde

3.10 Die Leiterrunde – ein bunter Haufen

3.11 Die Stammesleitung – hier lenkt sich der Stamm

3.12 Der Vorstand begleitet Leitungsteams, einzelne Leiterinnen und Leiter

3.13 Leiterinnen- und Leiterbindung

3.14 Den Ausstieg ermöglichen



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3.1
3.1

 

3.1 Die Mitglieder der Leiterrunde

 Zur Stammesleiterrunde gehören:

  • der Vorstand;
  • die Leitungsteams der Wölflingsmeuten, Jungpfadfinder-, Pfadfindertrupps und Roverrunden;
  • ggf. die Leitungsteams der Bibergruppen;
  • die vom Vorstand berufenen Fachreferenten und Fachreferentinnen; 
  • weitere Mitglieder, die der Vorstand einladen kann.

Die Stammesleiterrunde tagt regelmäßig, im Allgemeinen monatlich. [1]

Die Leiterrunden der Stämme können also sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein. Die Meinungen all dieser Personen sind wichtig für den Stamm, denn je mehr unterschiedliche Meinungen bekannt sind und diskutiert werden, umso kreativer kann gemeinsam gedacht werden und umso mehr Sichtweisen können schon im Vorfeld beachtet werden.

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3.2
3.2

3.2 Ziele und Aufgaben einer Leiterrunde

Die Leiterrunde eines Stammes trifft sich in der Regel mindestens einmal im Monat. Sie hat die Aufgabe, ihren Mitgliedern Rückhalt zu geben und sie in ihren Leitungsaufgaben zu unterstützen. In der Satzung wird beschrieben, dass die Hauptaufgabe der Leiterrunde ist, den Leiterinnen und Leitern in ihren Leitungsaufgaben zu unterstützen.

 

Hierzu gehören insbesondere:

  • der Austausch von Erfahrungen in der Gruppenarbeit;
  • die Auseinandersetzung mit den Absichten des Verbandes;
  • die Durchführung gemeinsamer Unternehmungen der Leiterrunde;
  • die kontinuierliche Aus- und Fortbildung der Mitglieder der Leiterrunde;
  • die Förderung der Aus- und Fortbildung der Leiterinnen und Leiter[2]

Wenn es im Stamm um Entscheidungen geht, ist die Leiterrunde in der oben beschriebenen Zusammensetzung nicht das geeignete Gremium. Es gibt bei der Stammesleiterrunde keine Unterscheidung zwischen beratenden und stimmberechtigten Mitgliedern, da hier im Gegensatz zur Stammesleitung keine Beschlüsse im Sinne der Ziffern 110 – 113 der Satzung gefasst werden. In diesen Ziffern geht es um Beschlussfähigkeiten und erforderliche Mehrheiten. Die Leiterrunde des Stammes ist also kein beschlussfassendes Organ des Stammes.[3] Es gibt jedoch die Möglichkeit, die Aufgaben der Stammesleitung in die Stammesleiterrunde zu übertragen. Ein Musterantrag, um dies in der Stammesversammlung zu beantragen, findet sich auf der Homepage der DPSG unter diesem LINK.

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3.3
3.3

3.3 Die Leiterrunde – ein Ort zum Austausch und Rückhalt

Alle Leiterinnen und Leiter in einem Stamm sind automatisch Mitglied der Leiterrunde. Die Leiterinnen und Leiter sollen sich in der Leiterrunde wohlfühlen, austauschen, Spaß haben und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Alle Mitglieder der Leiterrunde können in diesem Rahmen Erlebtes berichten, Probleme offen ansprechen, Ideen entwickeln und sich untereinander beraten. Sie erfahren Rückhalt und teilen gute sowie schlechte Zeiten im Stamm miteinander.

Aber: die Leiterrunde ist die Gruppe im Stamm, für die der Stammesvorstand eine besondere Verantwortung trägt. Sie gibt dem Stammesvorstand Rückhalt. Gleichzeitig wird das Stammesleben wesentlich über die Arbeit der Leiterrunde gestaltet. Für den Vorstand heißt das, für eine offene Atmosphäre zu sorgen, einen wertschätzenden Umgang zu pflegen, auf die Einhaltung von Regeln zu achten und verlässliche Strukturen zu bieten.

Konkret kann dies heißen, dass der Vorstand die Leitungsteams bittet zu erzählen, wie es in der Gruppe und im Team gerade so läuft. Ob dies jedes Mal ausführlich erzählt wird, es kreativ mit einer kleinen Bilderausstellung vorgestellt wird oder der Stamm ganz eigene Methoden entwickelt, ist dabei egal.

Um einen Überblick über die aktuelle Situation zu erhalten kann berichtet werden:

Wie viele Kinder kommen aktuell zur Gruppenstunde?

Wie ist das Leitungsteam besetzt? (Gibt es vielleicht Ausfälle aufgrund von Klausurphasen, Praktika, Krankheit, etc.)

Gab es Besonderheiten? (Gibt es besonders auffällige Kinder, Beschwerden von Eltern, eine Aktion, bei der Unterstützung notwendig ist, etc.)

Der Vorstand sollte ebenfalls berichten, was sich im Vorstand und in anderen Gremien ereignet. Zum Beispiel könnte von der Bezirksversammlung, von Terminen in anderen Stämmen, im BDKJ oder in der Gemeinde oder im Ort berichtet werden. Bei diesen Sitzungen vertritt der Vorstand den gesamten Stamm und sollte direkt dem Stamm bzw. seinen Mitgliedern berichten, was es an Informationen gibt und was beschlossen und beraten wurde. Dies ist eine gute Gelegenheit, um Aus- und Fortbildungsangebote anzusprechen und zu erfragen, wer teilnehmen möchte oder um gezielt einzelne Mitglieder der Leiterrunde auf besonders passende Angebote (z.B. fehlende Bausteine der Woodbadgeausbildung, Arbeit zu aktuellen Themen der Stufen wie Jahresaktionen, auffällige Kinder,…) hinzuweisen.

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3.4
3.4

 

3.4 Gäste in der Leiterrunde

Zu Beginn dieses Kapitels wurde unter Hinweis auf die Satzung der DPSG berichtet, dass neben den festen Mitgliedern der Leiterrunde auch durch den Vorstand Gäste eingeladen werden können. Dies kann sinnvoll sein, um eventuell spezielle Kenntnisse in der Leiterrunde nutzen zu können. Beispielsweise wird ein Elternteil, das bei dem zu beratenden Bau eines Schuppens die Kompetenzen aus dem Beruf einbringt, der Vorstand des Pfadfinderringes, ein Mitglied des Pfarrgemeinderates, der Ortspfarrer, ein Mitglied des BDKJ-Vorstands, ein Mitglied des Bezirks- oder Diözesanvorstands oder die Ortsbürgermeisterin oder der Ortsbürgermeister eingeladen, um die Zusammenarbeit zu festigen oder spezielle Aktionen zu planen.

Je nachdem zu welchem Zweck Gäste eingeladen werden ist es auch möglich, den Umfang der Anwesenheit der Gäste anzupassen. Wenn es um gutes Kennenlernen geht, wird dies vielleicht anders aussehen als wenn lediglich Absprachen zu einem bestimmten Themenpunkt anstehen. Insbesondere, wenn es um konkrete Absprachen geht, kann es sinnvoll sein, die Gäste nur zu bestimmten Punkten und in ausreichendem zeitlichem Abstand einzuladen. Eine gute Sitzungsplanung ist Voraussetzung – dazu gehören genügend teilnehmende Personen und keine anderen und vor allem wichtigeren Themen. Eine Einladung für 30 oder 45 Minuten ist nicht unhöflich, sondern gestattet den Gästen eine gute Planung.

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3.5
3.5

3.5 Die Leiterrunde – eine echte “Gruppe”

Eine Leiterrunde ist kein zufälliges Zusammentreffen von Leiterinnen und Leitern. Alle Beteiligten sollen als Gruppe zusammenwachsen und so gemeinsam voneinander und miteinander lernen und miteinander über das Wohl und die Zukunft des Stammes beraten. Hier kommen die Mitglieder der Leiterrunde zusammen, um in ihrer eigenen Gruppe zu leben. Dieses Erleben ist für die Arbeit im Stamm nicht zu unterschätzen: In den einzelnen Stufen sind die Leiterinnen und Leiter nie Mitglied der Gruppe sondern leiten sie. Auch in einer Gruppe, die man schon lange leitet und auch nicht in einer (fast) erwachsenen Roverrunde sind Leiterinnen und Leiter Mitglied der Gruppe. Sie befinden sich in einer ganz besonderen Position und müssen an bestimmten Punkten (z.B. bei den Themen Aufsichtspflicht, Jugendschutz, etc.) sehr deutlich bestimmen, was gemacht werden darf und was nicht. Das bedeutet nicht, dass es keine freundschaftlichen Beziehungen geben darf, sondern eher, dass der gegenseitige Respekt sich auch auf die unterschiedlichen Rollen und Funktionen bezieht und dass die Rolle des Vorstands oder der Leitungskraft neben aller persönlichen Sympathie auch respektiert und anerkannt werden muss.

Die Leiterrunde ist die Gruppe, in der Leiterinnen und Leiter sowie alle anderen, die dazugehören, Mitglied sind und sich selbst als Gruppenmitglieder verhalten dürfen und sollen. Der Vorstand ist also einerseits verantwortlich für die Leiterrunde, andererseits aber auch ein Teil der Gruppe.

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3.6
3.6

3.6 Praxistipp: Umgang mit unterschiedlichen Rollen des Vorstands in der Leiterrunde

 

Tipp
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Um mit diesen zwei Rollen umgehen zu können, ist es oftmals wichtig, sehr klar zu formulieren, in welcher Position man sich selbst aktuell sieht. Sätze wie „Ich würde mir als Leitungskraft wünschen, dass dies und jenes ginge, muss aber als Vorstand folgendermaßen entscheiden: …“ oder „Da wir als Vorstand auch immer die Finanzen des gesamten Stammes im Blick behalten müssen, schlagen wir vor …!“ Ebenso gilt es, bei Aktionen der Leiterrunde, bei denen es um Spaß und Austausch geht, vielleicht ganz bewusst keine führende Rolle einzunehmen und sowohl in der einen als auch in der anderen Rolle viel nach Meinungen der anderen Beteiligten zu fragen, denn so lassen sich gemeinsame Entscheidungen gut vorbereiten und auch partnerschaftlich umsetzen.

 

Daher ist es selbstverständlich, dass sich auch eine Leiterrunde entwickelt und die Gruppenphasen ebenso durchläuft wie jede andere Gruppe. Erinnert sei an dieser Stelle an die Gruppenphasen nach Bernstein / Lowy, die im Rahmen der Woodbadgeausbildung vielleicht schon vorgestellt wurden. In diesem Modell durchläuft eine Gruppe unterschiedliche Entwicklungsphasen, die auch für die Leitung der Gruppe bestimmte Aufgaben bereithalten:

 

Exkurs: Gruppendynamik

Um das Leitungsverhalten in der Leiterrunde im Vorstand reflektieren und planen zu können, werden in einem kleinen Exkurs die Gruppenphasen beschrieben. Jedes Mal, wenn mehrere neue Personen in die Leiterrunde kommen, beginnen diese Phasen in gewisser Weise von Neuem.

In

der

der Phase des Kennenlernens und der Orientierung

herrscht

 herrscht bei allen Neugierde, aber auch Unsicherheit und ein vorsichtiges Abtasten. Alle Beteiligten würden gern etwas über die anderen Personen wissen ohne zu viel von sich selbst preiszugeben. Die Aufgabe der Leitenden, im Fall der Leiterrunde also des Vorstands, ist es, den Rahmen zum Kennenlernen zu gestalten, Möglichkeit zur Begegnung zu schaffen, Sicherheit und Transparenz zu bieten sowie deutlich zu machen, dass alle willkommen sind.

In

der

der Phase der Positions- und Rollenklärung

versucht

 versucht Jede und Jeder auf ihre und seine Weise Einfluss zu nehmen. Einige tun dies eher laut, andere leise. Es wird um Positionen gerungen und die Atmosphäre ist zeitweise gereizt. Sympathien und Antipathien bilden sich heraus. Es geht oftmals vordergründig „um die Sache“, aber eigentlich geht es um Beziehungen und Einfluss. Hier ist es wichtig, sich als Leitung etwas mehr zurückzunehmen, aber immer ansprechbar zu sein und darauf zu achten, dass die Konflikte fair und angemessen ausgetragen werden.

Während der

anschließenden

anschließenden Phase der Vertrautheit

geht

 geht die Leiterrunde sehr wohlwollend mit sich um und ist sehr eng und vertraut miteinander. Die Beziehungen untereinander sind tragfähiger und doch gelingt es manchmal noch nicht gut, alle Personen zu integrieren. Damit diese Personen nicht auf Dauer außen vor bleiben, benötigt die Gruppe Hilfe. Als Leitung der Gruppe ist der Vorstand teilweise schnell in einer „Gegenüber“-Position. Entscheidungen und Ideen des Vorstands werden schnell kritisch gesehen. Da viele gute Ideen aus der Leiterrunde selbst kommen, kann sich der Vorstand teilweise zurückziehen.

In der

sogenannten

sogenannten Phase der Differenzierung

kann

 kann die Gruppe sehr gut zusammen handeln. Alle können sich je nach Fähigkeit und Situation einbringen. Jede und jeder Einzelne hat innerhalb der Gruppe eine eigene Identität und ist eigenständiges Mitglied der Gruppe. Innerhalb der Gruppe können Gegensätze gut akzeptiert werden, Entscheidungen können relativ leicht getroffen werden und die Zusammenarbeit gestaltet sich angenehm leicht. Leitung dieser Gruppe bzw. dieser Leiterrunde zu sein, bedeutet Ratgeberin oder Ratgeber, Begleiterin oder Begleiter und Ansprechperson zu sein und auf Dinge (Aktionen, Termine, Anforderungen) hinzuweisen, die die Leiterrunde selbst nicht im Blick hat.

In

der

der Phase der Ablösung,

also

 also zum Beispiel, wenn klar ist, dass einige Leitungskräfte oder auch Personen aus dem Vorstand zeitnah aufhören werden, gibt es die Tendenz, dieses Ende hinauszuzögern und zu versuchen, es nicht dazu kommen zu lassen. Sätze wie „Wann immer ich kann, werde ich aus meinem neuen Studienort zu Gruppenstunden kommen.“ oder „Wir sehen uns sowieso bei jeder Aktion des Stammes, denn ich bin ja nicht aus der Welt!“ deuten auf diese Tatsache hin. Die hier benannten Hoffnungen lassen sich oftmals nicht umsetzen. Als Leitung macht es Sinn, auch ein Ende bewusst zu gestalten und einen Rahmen für Verabschiedungen zu schaffen, jedoch ohne negative Botschaften im Sinne von „das klappt sowieso nicht“ zu übermitteln.

Die Besonderheit in unseren Leiterrunden im Gegensatz zu den Gruppen ist, dass es selten ein deutliches Ende gibt, daher werden viele der oben aufgezeigten Phasen nebeneinander stattfinden. Es geht dann für die Mitglieder des Vorstands darum, festzustellen, welche Motive gerade im Vordergrund stehen und was die Gruppe zu diesem Zeitpunkt genau braucht.

 

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3.7
3.7

3.7 Die (konkrete) Gestaltung einer Leiterrunde

Nach den vorherigen eher theoretischen Gedanken sollen die nächsten Punkte den Blick auf das konkrete Leiten der Leiterrunde richten. Dies umfasst neben der inhaltlichen Leitung auch die Aufgabe, die Struktur bzw. den Ablauf der Leiterrunde im Blick zu behalten. So kommen neben den inhaltlichen Punkten noch Fragen der Moderation bzw. Gesprächsführung, der Protokollführung und die Wahl geeigneter Methoden als Aufgaben zusammen [MINDMAP].

 

Drumherum – Rahmen, Vor- und Nachbereitung einer Leiterrunde

In allen Stämmen entwickeln sich nicht nur im Umgang mit den Gruppen und bei Fahrten und Lagern spezielle Eigenheiten, auch die Leiterrunden sind oftmals geprägt von typischen Elementen und Strukturen, die sich zwischen den Stämmen sehr unterscheiden.

 

Vorbereitung / Einladung

Der Stammesvorstand lädt zur Leiterrunde ein. Wie genau diese Einladung verläuft, kann sich jede Leiterrunde bestenfalls gemeinsam überlegen. Ob es Briefe, E-Mails, Notizen in sozialen Netzwerken, Gruppen in Messenger-Programmen oder etwas ganz anderes ist – wichtig ist, dass alle zeitnah erreicht werden und die Informationen eindeutig sind. In der Regel tagt eine Leiterrunde mindestens einmal im Monat. Ein fester, regelmäßiger Termin erleichtert Organisation und Jahresplanung (z.B. immer am ersten Montag im Monat, am letzten Samstag, …). So können sich alle langfristig darauf einstellen. Eine (schriftliche) Einladung des Vorstands erinnert an den Termin, dient zur Information über das, was alles besprochen werden soll (Tagesordnung) und ermöglicht damit den Beteiligten, sich auf das Treffen vorzubereiten. Zumeist ist hier eine kurze E-Mail oder eine sonstige kurze Nachricht als Erinnerung sehr sinnvoll. Wichtig ist es auch, darauf zu achten, dass Anfangs- und Endzeit zur aktuellen Besetzung der Leiterrunde passt. Nur weil die Leiterrunde „schon immer jeden vierten Dienstag um 19 Uhr“ stattgefunden hat, muss dies nicht für die Zukunft gelten. Ebenso wichtig wie ein verbindlicher Startzeitpunkt ist auch ein verlässlicher Zeitpunkt, wann die Leiterrunde zu Ende ist. Da die meisten schon einen langen Tag in der Schule, im Job oder im Studium hinter sich haben werden, ist ebenfalls zu berücksichtigen, wann und wie viele Pausen eingebaut werden, damit die gesamte Gruppe arbeitsfähig bleibt.

 

(Gemütlicher) Rahmen

Ob mit der Leiterrunde gegessen wird, wer Getränke besorgt, ob nach der Leiterrunde ein gemütlicher Teil folgt, ob und in welcher Form spirituelle Inhalte, z.B. als Einstieg in die Leiterrunde, geplant sind, dies alles hat sich in den einzelnen Stämmen sehr unterschiedlich entwickelt. Der Vorstand hat dies im Blick, muss aber keineswegs alles selbst machen. Je nach Situation im Stamm bzw. in der Leiterrunde können die Aufgaben auch auf verschiedene Personen, Stufenleitungen, Vorbereitungsgruppen und dergleichen aufgeteilt werden.

Zur Gestaltung und zur Anregung kann der Stammesvorstand auch selbst besondere Elemente einbringen. Als Beispiele seien hier genannt: aktive, aktivierende, spielerische Einstiege, auflockernde Spiele zwischen verschiedenen Themen, Mix von Kleingruppen- und Plenumsarbeit, Visualisierung von Arbeitsergebnissen, usw…

 

Anfangs- und Endpunkt / Nachbereitung / Ergebnissicherung

Mit Blick auf Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit der Teilnehmenden sollte jede Sitzung der Leiterrunde einen festen Anfangs- und einen spätesten Schlusspunkt haben, der nur in Ausnahmefällen deutlich überzogen wird. Die Sitzungsleitung ist in Sachen Pünktlichkeit Vorbild und hat auf die Einhaltung der Zeiten zu achten. Themen sind ggf. zu vertagen (nächste Sitzung, zusätzliche Treffen, Arbeits-/Kleingruppe, usw.), Arbeitsergebnisse zu sichern und allen zugänglich zu machen.

Eine etablierte Protokoll-Regelung erspart ermüdende Diskussionen zu Beginn oder dass immer dieselben das Protokoll schreiben. Gute Visualisierungen von konkreten Arbeitsergebnissen (zum Beispiel auf einem Flipchart) ermöglicht effizientes Arbeiten.

 

Eine kurze Abschlussrunde / Reflexion

Auch das Aufräumen und das Protokoll während oder nach der Sitzung der Leiterrunde sollte bedacht sein und gemeinsam mit der Leiterrunde fair auf alle verteilt werden. Dies alles sind weitaus mehr als Pflichtaufgaben, sondern sie stellen Stil und Kultur einer Gruppe, also der Leiterrunde, dar und sind somit zu schätzen, zu pflegen und weiterzuentwickeln.

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3.8
3.8

3.8 Methoden zur Anwendung in einer Leiterrunde

Die Wahl geeigneter Methoden ist von vielen Aspekten abhängig (Gruppengröße, Tagesform, Thema, Vertrautheit der Gruppe, …), sollte einerseits gut überlegt sein, und muss andererseits situativ angepasst werden. Mit Zeit und Erfahrung wird der eigene „Methodenkoffer“ immer voller. Als kleine Anregungen sind hier einige methodische Hinweise kurz aufgelistet.

In der nachfolgenden Tabelle finden sich Anregungen dazu, welche Methoden sich für unterschiedliche Vorhaben in der Vorstandssitzung, der Leiterrunde etc. eignen können. Dies sind allerdings keine Methoden, die in jeder Situation passen, sondern wie bei jeder Methode haben diejenigen, die sie einsetzen, die Aufgabe, die jeweiligen Methoden und die Personen, zu deren Unterstützung die Methode angedacht ist, im Blick zu behalten. Die Methode richtet sich in aller Regel nach den Erfordernissen der Gruppe und nicht andersherum.

 

Auflockerungs-

und Aktivierungsübungen

Strukturierende

Moderationsmethoden

Visualisierungstechniken

Reflexionsmethoden

Methoden zur Entscheidung /

Erarbeitungsformen (Sozialform)

Spirituelle Einstiegsimpulse

Ankommen / Wie geht es mir? Runde (was gibt es Neus Neues aus den Gruppen, usw.)

Ausführlicher Bericht einer Gruppe (statt jeder 2 Min., wo es doch nichts Neues gibt)

Warm-Up-Einheiten mit Bewegung, z.B. auch die Möglichkeit, die Vorbereitung und Anleitung durch die Teams rotieren zu lassen

 

 

Gesprächsleitung und Rednerliste

Redestab / Redestift

Blitzlicht / Stimmungsbild

Einzelarbeit / Mauscheln (mit Nachbarin oder Nachbar) / Kleingruppe / Plenum

Methoden der Entscheidungsfindung
Abstimmungen (versch. Mehrheitsprinzipien, usw.)

Themenspeicher

Pausen / Mauschelpausen / Sitzungsunterbrechungen

Motivationsreden / Plädoyer

PowerPoint-Präsentation, Folie, Plakat, Film / Video, Bilder / Fotos / Dia-Vortrag

Plakatmitschrift

Meta-Plan (Zettel / Karteikarten-Technik)

Pro- und Contra-Liste

Aufstell-Übungen (wofür stehe ich…)

Skalierungen

 

Methoden zur Reflexion am Sitzungsende

Jahresreflexion (Jahresplanung)

Projektbezogene Reflexionen (Pfingsten, Pfarrfest, Sommerlager, usw.)

Reflexion von Arbeitsstil und Arbeitsmethoden in der Leiterrunde oder in den Leitungsteams

Einzel-/Teamarbeit, Kleingruppe, Arbeitsgruppe, Plenum

Kollegiale Beratung (festes Ablaufschema)

Brainstorming (Ideen sammeln)

Methoden zur Informationsreduktion (von vielen Ideen zu einer konkreten Umsetzung)

Aufstellübungen / Positionierungen

Skalierungen

 

 

Ein Redestift / Redestab (oder ein anderer Gegenstand) zeigt an, dass diejenige (und ausschließlich diese) Person, die den Stift vor sich hat, aktuell reden darf. Dies kann hitzige Diskussionen strukturieren und ersetzt eine Gesprächsleitung weitestgehend, da sich die Reihenfolge der Rednerinnen und Redner selbst ergibt.

Ebenso kann eine Redeliste eine gute Methode sein, um sicherzustellen, dass alle, die sich beteiligen möchten, auch sprechen können.

Wenn es dem Vorstand wichtig ist, die Meinung aller Anwesenden zu hören, so ist ein Blitzlicht eine gute Möglichkeit hierzu. Hierbei werden alle Anwesenden aufgefordert, kurz! (ggf. auch hier festlegen, wie lange es dauern darf) die eigene Position zum aktuell beratenen Thema darzustellen. Dabei wird nicht auf die Beiträge der anderen eingegangen oder diskutiert, sondern nur die eigene Einschätzung zu der Frage gegeben.

Sollten während der Bearbeitung eines Themas Ideen oder Vorschläge zu anderen Themen auftauchen, bietet sich ein Themenspeicher an. Auf diesem Blatt oder an einer sonstigen Stelle können Ideen zu anderen Themen „geparkt“ werden, bis sie genutzt werden können. So bleiben sie erhalten, irritieren aber die aktuelle Diskussion nicht weiter.

 

Entscheidungsvorbereitung – Entscheidungsfindung

Um Entscheidungen gut gemeinsam treffen zu können, müssen zunächst alle wichtigen Informationen für alle zugänglich sein. Mit einer großen Pro-und Contra-Liste können alle gefundenen Vor- und Nachteile gut dargestellt werden und alle haben denselben Wissensstand.

Auch besteht die Möglichkeit das Blitzlicht (siehe oben) zu nutzen, um eine Idee von der aktuellen Stimmungslage zu bekommen.

 

Aufstellübungen und Positionierungen.

Wenn schon deutlich wird, dass es eine überschaubare Anzahl an Ideen gibt (deutlich weniger als 10 sollten es sein), kann die Leitung die Teilnehmenden bitten, sich an bestimmten Orten (Ecken im Raum, auf Blättern, etc.) zu positionieren. Hierbei gewinnt die Leiterrunde schnell einen Überblick über Favoriten und Außenseiter. Eine ähnliche Methode ist die Positionierung mit Gegenständen oder Symbolen, die für jede und jeden Einzelnen oder für einzelne Gruppen eingesetzt werden. Zum Beispiel könnten die einzelnen Stufen ein Symbol erhalten oder man kann Schuhe, Punkte, Steine, etc. legen oder kleben, um Zustimmung oder Ablehnung mit einer gewissen Wertung (Nähe und Entfernung zu einem bestimmten Punkt) darstellen zu können.

Mittels Skalierungen lassen sich ebenfalls Entscheidungstendenzen und Stimmungen in der Leiterrunde ausdrücken. Es wird eine bestimmte Skala vorgegeben, z.B. von 0 = keine Zustimmung bis zu 10 = allergrößte Zustimmung. Nun haben die Beteiligten die Möglichkeit, ihren aktuellen Stand vorzustellen – so bekommen alle schnell einen Eindruck über die Einschätzung aller Personen im Raum. Im Folgenden kann man anhand dieser Skala arbeiten und Veränderungen im Diskussionsprozess abbilden sowie seine eigene Position im Laufe der Diskussion für andere sichtbar verändern.

Wenn beim Vorstand der Eindruck entsteht, dass eine allgemeine Unruhe herrscht und / oder ganz viele Beteiligte den Wunsch haben sich auszutauschen, dann bieten sich Pausen und vor allem Mauschelpausen an. Letzteres sind kurze, etwa 10-minütige Pausen, in denen alle den Auftrag erhalten sich mit anderen Personen über das Thema zu unterhalten. Danach haben sich oftmals viele Argumente verfestigt oder erledigt.

Ein strukturiertes Vorgehen ermöglicht eine inhaltliche Kleingruppenarbeit. In dieser können Positionen und unterschiedliche Argumente gut auf den Punkt gebracht und inhaltlich ausgestaltet werden. Hierzu benötigen die Kleingruppen einen klaren Arbeitsauftrag und eine klare Zeitvorgabe, damit die Ergebnisse vergleichbar sind.

Aus diesen Kleingruppen heraus oder aus dem Plenum, also der Großgruppe, können Motivationsreden (Plädoyer) gehalten werden, in denen diejenigen, die von einem Thema am meisten begeistert sind, ein bis zwei Minuten Zeit haben, die anderen mithilfe einer mitreißenden Rede zu begeistern.

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3.9
3.9

3.9 Moderation und Gesprächsführung in der Leiterrunde

In jeder Leiterrunde gibt es jemanden, der die Gesprächsleitung innehat. Diese Aufgabe kann der Vorstand auch delegieren. Die Gesprächsführung kann (idealerweise abgesprochen) innerhalb eines Treffens auch zwischen verschiedenen Personen variieren. So wird sie oder er alle anderen begrüßen, die Tagesordnung benennen, von einem Punkt zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung überleiten, die anderen um ihre Meinung bitten und auch dafür sorgen, dass die Diskussionen in guter Atmosphäre geführt werden können.

Es gibt jedoch einen Unterschied, ob die Person, die das Gespräch leitet, Mitglied der Gruppe ist, also zum Beispiel aus dem Vorstand kommt bzw. Mitglied der Leiterrunde ist oder ob dies jemand Externes ist, also jemand, die oder der ausschließlich für den Zweck der Leitung des Gesprächs dabei ist. Jemand von außerhalb nennen wir Moderatorin oder Moderator. Leitet jemand aus der Gruppe heraus das Gespräch, was meistens der Fall sein wird, so ist dies eine Gesprächsleitung.

Wenn diese Person aus der Gruppe kommt, also Teil der Leiterrunde ist, so sprechen wir von einer Gesprächsführung. Eine Gesprächsführung ist nicht zwingend neutral, sie kann die eigene Meinung äußern, muss dies jedoch kennzeichnen. Das heißt, eine Gesprächsführung hat selbstverständlich auch eine Meinung, und kann sich z.B. selbst auf die Redeliste setzen und dann nur für sich sprechen. Ansonsten hat sie oder er die Aufgabe, für die Gruppe in dieser Situation als Gesprächsführung tätig zu sein.

 

In Kontakt kommen

Besonders zu Beginn ist eine Gruppensituation oftmals unsicher. Die Beteiligten wissen noch nicht genau, was passieren wird. In diesen Situationen ist es wichtig, dass die Moderation Sicherheit vermittelt und erläutert, welche Aufgaben sie oder er übernehmen wird, erklärt, wie der Ablauf ist und ermuntert, offene Fragen zu stellen. Hierzu ist es sinnvoll, mit den Teilnehmenden in Kontakt zu kommen. Dies geschieht oftmals durch eine kurze Vorstellungsrunde und ein wenig „small-talk“ über Alltägliches zu Beginn (vielleicht das Wetter, das letzte Pfadfinderereignis, Geschehnisse aus dem Ort, es darf auch etwas Humorvolles sein…). Durch Gemeinsamkeiten, die sich so schnell finden lassen, werden positive Emotionen ausgelöst, die das gemeinsame Arbeiten sehr erleichtern. In diesen ersten Minuten ist es wichtig, bei Inhalten, die die zu moderierende Gruppe betreffen, nachzufragen und Interesse an der Gruppe und am Thema zu zeigen.

 

Sicherheit vermitteln

Insbesondere zu Beginn orientiert sich die Gruppe stark an der Leitung oder der Moderation. Dies ist ein guter Startpunkt, um mitzuteilen, wie die Moderation ablaufen wird, welche Regeln gelten sollen (z.B. ausreden lassen, Wiederholungen vermeiden, Wortbeiträge kurzhalten, wertschätzend miteinander sprechen, …). Diese Regeln geben allen Beteiligten Sicherheit. Und auch ohne eine Moderation und ohne, dass sie direkt benannt werden, hat jede Gruppe ohnehin schon viele Regeln. So ist oftmals geregelt, ob und wie man sich beim Verlassen des Raumes abmeldet, vielleicht gibt es eine Sitzordnung, die niemand beschlossen hat und noch viele Regeln mehr. Alle diese Regeln kennt die Moderation nicht. Daher sollte sie nachfragen, ob es noch etwas gibt, was die Moderation über die Gruppe wissen muss (z.B. nach einer Stunde spätestens eine Pause zu machen, etc.). Bei der Übertretung von Regeln ist es die Aufgabe der Moderation, an die expliziten Regeln zu erinnern. („Ihr hattet verabredet, dass sich alle einbringen, bisher habe ich noch nicht von allen etwas zum Thema gehört. Ich glaube es wäre wichtig, wenn sich alle mit einbringen, um dem Wunsch der Gruppe zu entsprechen.“). Eine weitere Sicherheit sind die notwendigen Rahmenbedingungen. Hierzu gehören Anfangs- und Endzeit, Pausen, eventuell die Protokollführung, die Feststellung einer Beschlussfähigkeit und so weiter.

 

Die Zeit im Blick behalten

Gemeinsam mit dem Auftraggeber, also dem Vorstand, legt die Gruppe wie oben beschrieben ein Ziel fest. Dieses Ziel muss eine Moderation kontinuierlich im Blick behalten und bei Bedarf den Beteiligten erneut vorlegen. Zur gemeinsamen Erarbeitung eines Ziels können sinnvolle Einstiegsfragen sein:

 

  • Was genau soll für euch am Ende der heutigen Veranstaltung passiert sein?
  • Was wäre das Mindeste, was wir heute erreichen wollen?
  • Was wäre das Beste, was wir erreichen können?

 

Aktiv zuhören

Die Beteiligten am Gespräch benötigen oftmals eine Rückmeldung, ob ihr Beitrag auch verstanden wurde. Durch Kopfnicken, Bedanken für den Beitrag oder auch nur den Blickkontakt fühlen sich Teilnehmende oft motiviert, weitere Beiträge einzubringen und empfinden ihren Beitrag als wichtig. Wenn eine Moderatorin oder ein Moderator den Eindruck hat, dass der Beitrag nicht richtig verstanden wurde, so kann sie oder er ihn mit eigenen Worten widerholen und nachfragen, ob sie oder er den Beitrag richtig wiedergegeben hat. Weitere Methoden des aktiven Zuhörens finden sich zum Beispiel in den Literaturquellen von Steve de Shazer.

 

Alle Teilnehmenden wertschätzen

Es ist wichtig, allen Teilnehmenden deutlich zu signalisieren, dass sie und ihre Meinung wichtig sind. Hierzu ist es grundlegend, positive Rückmeldung zu geben („Schön, dass ihr auch so spät am Abend noch zu einem Termin gekommen seid.“ „Ich finde es gut, dass ihr euch diesem umfangreichen Thema stellt.“). Wertschätzend ist auch das Einfordern von Blitzlichtrunden, damit alle einmal zum Thema gehört werden. Es ist wichtig, allen Äußerungen und allen Teilnehmenden einen Wert beizumessen und dies auch vor der Gruppe zu benennen.

 

Schwierigkeiten gelassen aber konsequent begegnen

Es kann immer sein, dass in einer Diskussion, in der es den Beteiligten um wichtige Inhalte geht, auch emotional hochhergeht, dass jemand das Gespräch verlässt oder sich nicht an die verabredeten Regeln hält. In solch einer Situation ist es wichtig, die Gruppe weiter zu begleiten. Neben dem deutlichen und zeitnahen konsequenten Thematisieren von Regelverstößen gehört es auch dazu, darauf zu achten, welche kleineren Grenzüberschreitungen (z.B. einer anderen Person ins Wort fallen) geduldet werden. Bedenke: was geduldet wird, entspricht immer einer Zustimmung. Scheint die Situation sehr verfahren, so kann die Frage an die Gruppe selbst zur Unterstützung im Prozess sinnvoll sein: „Ihr kennt euch als Gruppe gut, was glaubt ihr, welche Hilfestellung ich als Moderation am besten für euch umsetzen kann?“ Oder kurz: „Ich bin mir gerade unsicher, wie wir weitermachen sollen. Wie lauten eure Vorschläge?“ Ein solch gelassener Umgang mit Schwierigkeiten entzerrt die Situation.

 

Zumeist wird in den Stämmen um eine Gesprächsführung gehen, daher nur ein kleiner Exkurs zur Arbeit mit einer externen Moderation:

 

Wenn es die Entscheidung gibt, jemand von außerhalb anzusprechen, um ein Gespräch, z.B. eine Vorstandsklausur, eine Leiterrunde oder eine Jahresplanung, zu moderieren, gibt es einige Punkte zu beachten: 

Bei der Gesprächsleitung durch eine externe Person – der Moderation – gibt es vor allem einen Unterschied: eine Moderatorin oder ein Moderator ist nicht Teil der Gruppe. Die Moderation ist inhaltlich neutral, kann daher besser unterschiedliche Sichtweisen aus der Gruppe darstellen und aushandeln.

 

Gesprächsleitung und Moderation können Methoden vorschlagen, um damit eine Sitzung zu strukturieren. Beide müssen darauf achten, dass sie allen Sichtweisen der Anwesenden gerecht werden, um die Kooperationsbereitschaft der einzelnen Anwesenden nicht zu gefährden. Generell werden die Teilnehmenden einer externen Moderation eher Neutralität und keine eigenen Interessen unterstellen. Die Wahl einer Moderation sollte daher insbesondere bei Konflikten, heiklen Themen, die den Vorstand betreffen, oder bei Themen, bei denen der Vorstand auf jeden Fall mitdiskutieren möchte, in Erwägung gezogen werden.

Eine externe Moderation kann z.B. ein ehemaliger Vorstand, eine Gemeindereferentin oder ein Gemeindereferent, Mitarbeitende der Dekanate oder des BDKJ, Personen, die in anderen Stämmen, auf Bezirks- oder Diözesanebene oder in anderen Jugendverbänden aktive Personen sein. Unter Umständen ist eine externe Moderation auch mit Kosten verbunden. Auch diese Frage sollte vor einer eventuellen Beauftragung angesprochen werden. Folgende Aspekte sind für Gesprächsleitung wie Moderation hilfreich:

 

Auftragsklärung mit der Moderation

Moderationen haben andere Aufträge, Aufgaben und Ziele. Diese bespricht die jeweils für die Veranstaltung verantwortliche Person bzw. der Vorstand mit derjenigen Person. Diese Personen bzw. der Vorstand sind Auftraggeberin und Auftraggeber und können gemeinsam festlegen, mit welchem zeitlichen Umfang und mit welchem Fokus das Gespräch geleitet wird. Danach wird der Moderation die Verantwortung für den Diskussionsprozess überlassen. Alle anderen können inhaltlich mitarbeiten und sich aktiv einbringen. Die Moderation ist für den Prozess verantwortlich, jedoch nicht für den Inhalt. Wörtlich heißt „moderat“ „gemäßigt“ oder auch neutral. Moderation ist die unaufdringliche Balance zwischen dem Einfühlen in die Beteiligten und der Kontrolle über den Ablauf. In dieser Rolle hat eine Moderation zu verbleiben und darf sich nicht inhaltlich mitreißen lassen und eigene Ideen oder inhaltliche Argumente einbringen.

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3.10
3.10

3.10 Die Leiterrunde – ein bunter Haufen

In den Leiterrunden treffen sehr unterschiedliche Menschen aufeinander. Erfahrene und unerfahrene Leitungskräfte, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Schülerinnen und Schüler, Studierende und Arbeitssuchende, Frauen und Männer, wohlhabende und weniger wohlhabende, alte und junge Menschen, Traditionalistinnen und Traditionalisten und Modernisierer, Kernige und Weicheier, Menschen mit unterschiedlichsten pädagogischen Vorstellungen, Menschen mit und ohne Einschränkungen, usw... Es gibt unterschiedliche Fraktionen, Teilgruppen, Allianzen und Parteien. Dieser bunte Haufen hat als gemeinsamen Nenner die Freude an der ehrenamtlichen Arbeit in einem Pfadfinderstamm. So unterschiedlich die Menschen in einer Leiterrunde sind, so unterschiedlich können die Erwartungen an den Vorstand sein. Zum Beispiel haben sich ältere Menschen oft an bestimmte Abläufe gewöhnt, sie mitentwickelt und wertschätzen gelernt. Dieses Gefühl äußert sich manchmal in dem Satz „Das haben wir schon immer so gemacht.“. Jüngere Mitglieder der Leiterrunden reagieren auf diesen Satz häufig mit Unverständnis. Sie wünschen sich neue Ideen, Offenheit und möchten aktiv mitgestalten. Etwas zu tun was „schon immer so wahr“ reizt sie nicht als ehrenamtliche Tätigkeit. Die Unterschiedlichkeit der Leiterinnen und Leiter birgt einiges an Konfliktpotential. Die Aufgabe eines Vorstands ist zu vermitteln, damit sich alle gewertschätzt und respektiert wissen, sich entsprechend wohlfühlen und weiter in der Zusammenarbeit bleiben.  Natürlich ist es sinnvoll, die Unterschiedlichkeit zu thematisieren, bevor es zu eskalierenden Konflikten kommt. Im Rahmen von Gesprächen, externen Moderationen, Klausurtagungen und dergleichen können solche Spannungen bearbeitet werden. Wenn es gelingt, dass sich die unterschiedlichen Parteien jeweils in den anderen hineinversetzen, können gemeinsame Lösungen gefunden werden. Hierbei ist wichtig, die Aussagen auf ihren Werte-Gehalt zu überprüfen und die hinter den praktischen Konflikten stehenden Werte zu erkennen und wertschätzend einzubringen. Zum Beispiel sind Werte wie „Beständigkeit“ und „Tradition“ sicherlich ebenso nachvollziehbar und zu verstehen wie “Veränderung“ und „Lebendigkeit“. Je mehr es dem Stammesvorstand gelingt, die Leiterrunde zu einem Ort zu machen, in dem Unterschiedlichkeiten als Bereicherung gesehen und gelebt werden, desto größer ist die Möglichkeit für alle, sich im Stamm wohl und angenommen zu fühlen. Dies geschieht in den meisten Fällen durch gemeinsames praktisches Tun. Eine Leiterrunde, die sich an einer Sozialaktion beteiligt oder gemeinsam eine Spaß-Aktion macht oder etwas, wo es „nur“ darum geht, die anderen besser kennen zu lernen, wird so auf vielen Ebenen gut zueinander finden und sich erleben.

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3.11
3.11

3.11 Die Stammesleitung – hier lenkt sich der Stamm

Die Stammesleitung ist das höchste beschlussfassende Organ des Stammes. Um den Vorstand gut beraten zu können, Stammesversammlungen und Stammesaktivitäten gezielt vorbereiten zu können sowie wichtige Entscheidungen im Stamm zwischen den Stammesversammlungen treffen zu können (z.B. zur Gewinnung von Leiterinnen und Leitern, Kuratinnen und Kuraten oder Absprachen zwischen den Stufen) gibt es die Stammesleitung. Hier sind der Vorstand sowie pro Stufe die Sprecherinnen und Sprecher der Leitungsteams der Wölflingsmeuten, Jungpfadfindertrupps, Pfadfindertrupps und Roverrunden vertreten und ggf. die Sprecherin oder der Sprecher der Leitungsteams der Bibergruppen.[4] Bei Bedarf können auch noch weitere Leitende, Mitarbeitende, Elternvertretungen, Fachreferentinnen und Fachreferenten an der Stammesleitung teilnehmen. Diese haben dann beratende Funktion und kein Stimmrecht. Laut Satzung der DPSG tagt die Stammesleitung mindestens zweimal jährlich. Der Stammesvorstand lädt zu diesen Sitzungen ein. Wenn mindestens ein Drittel der stimmberechtigten Mitglieder eine Sitzung verlangen und auch mitteilen, worüber gesprochen beziehungsweise entscheiden werden soll (also eine Tagesordnung angeben wird), muss die Stammesleitung häufiger tagen.

Die Delegation von Aufgaben in die Stammesleitung hat Vor- und Nachteile. Nimmt eine Leiterrunde als Ganzes alle Aufgaben wahr, fördert dies die Verantwortlichkeit des Einzelnen für den Stamm. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass es die Stammesleitung gibt und wie sie arbeitet. Vorstand bzw. Leiterrunde sollten von Zeit zu Zeit überprüfen, ob durch die Einrichtung einer Stammesleitung die Leiterrunde entlastet und die Vorstandsarbeit effektiver gestaltet wird.

Im Kommentar zur Satzung wird auf einen wichtigen Punkt hierzu verwiesen:

Die Stammesversammlung kann beschließen, dass die Aufgaben der Stammesleitung von der Stammesleiterrunde übernommen werden. Übernimmt die Stammesleiterrunde die Aufgaben der Stammesleitung sind der Stammesvorstand sowie die Leiterinnen und Leiter der Wölflingsmeuten, Jungpfadfindertrupps, Pfadfindertrupps und Roverrunden und ggf. die Leitungsteams der Bibergruppe stimmberechtigt. Das heißt konkret, dass in diesem Falle zwar alle Leiterinnen und Leiter stimmberechtigt sind, die übrigen Mitglieder der Leiterrunde jedoch nicht.

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3.12
3.12

3.12 Der Vorstand begleitet Leitungsteams, einzelne Leiterinnen und Leiter

 

Begleitung von Leitungsteams

In vielen Stämmen ist die Begleitung der Leitungsteams durch den Vorstand auch außerhalb der Leiterrunden ein wichtiges Thema. Einige Vorstände haben innerhalb des Vorstands feste Ansprechpersonen für die jeweiligen Leitungsteams festgelegt. Diese Mitglieder haben ganz unterschiedliche Aufgaben, zum Beispiel die Moderation oder Begleitung von Teamsitzungen der Leitungsteams, Unterstützung in pädagogischen Fragestellungen, etc. Hier legt jeder Stamm fest, ob und auch wie er eine solche Begleitung einrichten möchte.

Sinnvollerweise sollte jedoch mindestens in der Aufgabenaufteilung des Vorstands eindeutig beschrieben sein, welche Personen sich um welche Leitungsteams kümmern und erste Ansprechpersonen sind. Dies kann zum Beispiel bei ganz kurzfristigen Absprachen, Ausfällen im Leitungsteam und für allgemeine Rückmeldungen zwischen den Leiterrunden wichtig sein. Den Leitungsteams geben unsere Vorstände so eine Sicherheit und stellen auch den Informationsfluss aus den Leitungsteams in den Vorstand sicher. Wie diese Begleitung konkret abläuft, ob eine regelmäßige Teilnahme an Teambesprechungen, ein kurzes Gespräch nach oder vor der Gruppenstunde bzw. Leiterrunde, ein Austausch über Mails oder andere Schreiben, ob es Kurznachrichten oder eher Telefonate sind, legen die Beteiligten gemeinsam fest. Wichtig ist, dass deutlich wird, dass die Begleitung keine Kontrolle ist, ob die Leitungsteams auch alles „richtig“ machen, sondern dass die Teams durch den Vorstand aktiv wahrgenommen und unterstützt werden.

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3.13
3.13

3.13 Leiterinnen- und Leiterbindung


Ein Stamm funktioniert nur mit Menschen, die sich ehrenamtlich einbringen. Im Kapitel zur Leiterinnen- und Leitergewinnung ist zu lesen, wie es gelingen kann, Menschen zur Mitarbeit in der DPSG zu begeistern. Doch auch wenn man einmal vom Lagerfeuerfeeling befallen ist, Gefallen an der Gemeinschaft der DPSG und tolle Erlebnisse mit den Gruppen gemacht haben, so bedarf diese Begeisterung doch einer gewissen Pflege, um möglichst lange anzudauern. Wichtige Grundpfeiler, um die Motivation der Leitenden und Mitarbeitenden lange zu erhalten und eine gute Bindung an den Stamm zu erzeugen, sind:

 

Leiterinnen und Leiter sollten das Gefühl bekommen, etwas bewegen und sich ausprobieren zu können ( ->  → Ideen aus der Leiterrunde werden aufgenommen, der Vorstand boxt nicht alles durch, es werden in der Leiterrunde bzw. Stammesleitung echte Entscheidungen getroffen und nicht nur Entscheidungen des Vorstands abgenickt, auch Ungewöhnliches wird mal ausprobiert, es übernehmen nicht immer die gleichen die gleichen Aufgaben, sondern andere bekommen die Chance, es anders zu machen,...).

Ein guter Informationsfluss ist wichtig, damit Leiterinnen und Leiter, aber auch insbesondere Mitarbeitende, die oftmals noch deutlich weniger vom Stammesalltag mitbekommen, sich mit aktuellen Entwicklungen identifizieren und sich gut eingebunden fühlen. Wie die Informationen innerhalb des Stammes weitergegeben werden, ist auf unterschiedliche Art möglich. Oftmals werden neben den Protokollen der Stammesversammlung auch Protokolle der Leiterrunden (oder Auszüge aus den Protokollen mit denjenigen Informationen, die gut einer größeren Runde zugänglich gemacht werden können) an einen Verteiler der Leiterinnen und Leiter sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versendet. So gibt es regelmäßig „Post“ vom Stamm und es besteht schnell die Möglichkeit, sich zu informieren. Etwas „professioneller“ ist natürlich ein regelmäßiger Rundbrief bzw. ein Newsletter. Wer Zeit hat vielleicht noch ein paar Fotos (vielleicht vom neu renovierten Gruppenraum oder der neuen Pinnwand) in ein Dokument zu packen und dieses dann herumzuschicken, erreicht sicherlich viele Personen, die eben nicht regelmäßig in der Leiterrunde sind. Je nach Möglichkeit und nach einer Überarbeitung, die sicherstellt, dass nur Informationen, die für alle bestimmt sind, übermittelt werden, macht es Sinn diese Informationen auch an ehemalige Mitglieder, ehemalige Leitungskräfte, die Mitglieder des Rechtsträgers, die Mitglieder des Fördervereins, die Mitglieder des Teams der Pfarrgemeinde, etc. zu senden. Wichtig ist es jedoch, dass diese Liste auch gepflegt wird, sodass Personen, die die Informationen nicht mehr erhalten möchten, auch aus dem Verteiler entfernt werden. Im Sinne des Datenschutzes sollten bei einem solchen Verteiler die Mailadressen der Adressatinnen und Adressaten unsichtbar sein.

Für einige der erwachsenen Personen im Stamm ist es wichtig, auch außerhalb der Gruppenstunden und der Leiterrunde gemeinsame Aktivitäten anzubieten. Selbstverständlich kann die Leiterrunde auch aktive Inhalte bereithalten, doch die Erfahrung zeigt, dass Leiterrunden oftmals sehr schnell zu Gremien werden, in denen ausschließlich geplant, diskutiert und abgestimmt wird, sodass neben diesen Tagesordnungspunkten kaum noch Zeit für Spaß und gemeinsame Aktionen besteht. Viel eher als an diese langen arbeitsreichen Abende erinnert man sich gern an gemeinsame Erlebnisse, die Leiterrundenspaßtage, gemeinsame Ausflüge, das gemeinsame Besuchen eines Kinofilms, einer Ausstellung, die Teilnahme an einer Leiterrundenveranstaltung auf Bezirks-, Diözesan- oder Bundesebene, vielleicht sogar ein Leiterrundenlager. All diese Aktionen schaffen gute Möglichkeiten, als Gruppe enger zusammenzuwachsen und sich über Persönliches und Pfadfinderisches gut auszutauschen.

Als kleine Anreize für die weitere Tätigkeit sind solche Möglichkeiten gemeint, die unseren Leitenden und den Mitarbeitenden ermöglicht werden, eben weil sie bestimmte Aufgaben übernehmen. Vielleicht stehen Zelte auch für private Feiern und Veranstaltungen zur Verfügung (zu beachten ist hierbei aber auf auch die Frage der Haftung – zum Beispiel beim Verleih von Stammesmaterial) oder Geburtstage können im Pfadfinderheim gefeiert werden. Auch die Finanzierung der Ausbildung in der DPSG durch den Stamm und kleine Geschenke wie z.B. ein Aktions-T-Shirt oder eine Friedenslichtkerze vermitteln ein Gefühl der Zugehörigkeit zum Stamm und stärken dieses. Am Ende des Jahres oder vor den Sommerferien kann der Vorstand auch gerne zum Dankeschön-Essen einladen. Selbstverständlich sind mit diesen kleinen Anreizen die unzähligen Stunden, die jede und jeder Einzelne in den Stamm und seine Tätigkeit investiert nicht „bezahlt“, jedoch vermitteln sie neben ihrem kleinen finanziellen Vorteil vor allem eine hohe Wertschätzung für die geleistete Arbeit.

Um diesen wichtigen Punkt zu unterstreichen ist es immens wichtig, auch mit Worten die ehrenamtliche Arbeit der Leitenden und Mitarbeitenden zu loben und sich zu bedanken. Positive Rückmeldungen und ein aufmerksamer Umgang miteinander nicht nur zu bestimmten Anlässen, sondern das ganze Jahr hindurch, sind immens wichtig. Alle freiwillig Tätigen haben sich selbstverständlich auch zum eigenen Spaß aber vorrangig erst einmal für die Kinder und Jugendlichen aus den Gruppen oder, mit Delegation des Vorstands, auch für das Vorstandsteam engagiert. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, auch wenn es vielen manchmal so vorkommt. Stelle man sich nur einmal eine Woche ohne die ehrenamtlich Mitarbeitenden in einem Stamm oder einer Gemeinde vor. Auch wenn etwas einmal nicht gut läuft und es Anlass zur Kritik geben sollte, so darf das positive Feedback in keinem Fall vergessen werden.

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3.14
3.14

3.14 Den Ausstieg ermöglichen

Auch wenn es sich viele die meiste Zeit der Mitgliedschaft in der DPSG vielleicht gar nicht vorstellen können: Irgendwann wird sich jede Jede und Jeder von ihren oder seinen aktiven Ämtern in der DPSG verabschieden, viele sogar die Mitgliedschaft in der DPSG beenden. Diesen Zeitpunkt bewusst wahrzunehmen und auch zu gestalten fällt vielen oft schwer. Es ist ja selten ein Ende für immer und der Spruch „Einmal Pfadfinder – immer Pfadfinder“ kommt weder von ungefähr, noch wird er von vielen Mitgliedern des Verbandes angezweifelt. Weshalb also ein Ende gestalten? Und doch gibt es viele kleine Enden. Das Ende einer Amtszeit als Vorstand, das Ende einer Zeit als Leitungskraft in einer Stufe, das Ende der Aufgabe als Kassiererin oder Kassierer und vieles mehr. Einerseits gilt es, in den Stämmen eine Kultur zu pflegen, die diese Abschiede ermöglicht und andererseits auch eine Einstellung zu entwickeln, die etwas Positives in der Entwicklung sieht und offen mit dem Thema „Ausstieg“ umgeht.

Wenn Menschen sich eine Zeitlang Zeit lang ehrenamtlich engagiert haben, so gilt es, am Ende dieser Tätigkeit auch ihre Leistung anzuerkennen. Auch die Vorstände und die Leiterinnen und Leiter sollen dies erfahren. Von Zeit zu Zeit sollten also die Leiterinnen und Leiter aktiv gefragt werden, wie sie ihre Zukunft sehen. Dabei besteht natürlich die Gefahr, dass der Vorstand wirklich zu hören bekommt „Schön, dass du fragst, ich trage mich wirklich schon länger mit dem Gedanken mein Leitungsamt nicht weiter zu machen. Nun möchte ich dies wirklich mit dir planen.“ Aus Sorge vor solchen Gesprächen wird die Frage nach der Perspektive leider oftmals vermieden. Da jedoch alle Leiterinnen und Leiter sowie Vorstände in Entwicklung sind, darf diese Frage nicht verschwiegen werden. Es steckt unheimlich viel Entwicklungspotential in dieser Frage und die Frage wird niemand erst auf die Idee bringen, mit einer Tätigkeit aufzuhören. Es können dann Stufenwechsel der Leitenden geplant, neue Aufgaben im Stamm oder dru m drum herum besetzt werden und es kommt zu einer Bewegung auf den Positionen, die auch erfreuliche Überraschungen bereithalten kann. Durch den offenen Umgang mit eigener Motivation und eigenen Ideen – in die ja auch häufig der Beruf und das Privatleben mit hineinspielen – kann es dazu kommen, dass mit einer guten Verabschiedung ohne schlechtes Gewissen einige Leute aus dem Stamm verabschiedet werden. Eine solche Verabschiedung sollte natürlich angemessen zur Tätigkeit und zur Wahrscheinlichkeit des Wiedereinstiegs sein. Eine Person, die sich nach einem Jahr Leitungstätigkeit aus der Stufe verabschiedet, da ein Hausbau ansteht, wird höchstwahrscheinlich anders verabschiedet als eine Leitungskraft, die nach 25 Jahren im Stamm ins Ausland zieht. Pfadfinderinnen und Pfadfinder wissen um die Wichtigkeit von Feiern am Ende von Projekten und Fahrten und vergessen dies oft bei sich selbst. Außer vielleicht einer netten Feier passiert höchstwahrscheinlich nichts – und schon gar nichts schlimmes Schlimmes – wenn man die Perspektiven im Stamm offen anspricht. Das Angebot, sich irgendwann wieder einzubringen, sollte jedoch trotz allen ernst gemeinten Abschiedsritualen unterbreitet werden. Selbstverständlich gibt es unterschiedliche Ebenen und Gruppierungen, in denen ehemalige Vorstände und ehemalige Leitungskräfte weiterhin der DPSG verbunden bleiben. So gibt es die Freunde und Förderer der DPSG, einem einen Förderverein, der sowohl auf Bundesebene aber auch in einigen Diözesanverbänden sehr aktiv ist. Die Freunde und Förderer (oft „F+F“ abgekürzt) bieten Erwachsenen einen Zugang zum Pfadfindertum auch nach der direkten Tätigkeit als Mitglied, Leiterin oder Leiter. Das geschieht bei thematisch ausgerichteten Jahrestreffen auf Bundesebene, in Freundeskreisen einzelner Diözesen, Bezirke und Stämme und über die zweimal jährlich erscheinende Mitgliederzeitschrift "notiert". Ebenso gibt es auch verortet bei Stämmen, Bezirken und nahe der Diözesanebene häufig Gruppen, in denen sich ehemalige DPSGler treffen, um ihre Pfadfinderzeit nachklingen zu lassen und oftmals auch dem Verband etwas Gutes zu tun. Auch diese Möglichkeiten sollten dem Vorstand und den Leitungskräften bekannt sein, denn vielleicht ist es für die eine oder den anderen ein guter Weg, um sich nach der aktiven Zeit noch weiter mit dem Pfadfinden zu beschäftigen. Hier der Link zu den „Freunden und Förderern“

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[1] Vgl. Satzung der DPSG (2017), S. 6

[2] Satzung der DPSG(2017), S. 6f

[3] Vgl. Kommentar zur Satzung der DPSG(2016) S.16

[4] Bundesleitung der DPSG (2017),S. 6