Dabei ist schon die Begrifflichkeit schwierig. Vom lateinischen idem kommend, meint es „dasselbe, das Gleiche“. Gegenstände sind identisch, wenn sie sich in allem gleichen. Beim Menschen stellt Identität das andere in den Blick: mit der Identität eines Menschen bezeichnen wir das nur für ihn typische, das, was ihn von allen anderen Menschen unterscheidet.

Darum ist es in zweifacher Hinsicht wichtig, wer ich bin: um mich selber zu kennen, mit mir „im Reinen“ zu sein und um auf andere zuzugehen, ihnen „selbstbewusst“ und authentisch  gegenüber  zu treten.

Aber wer bin ich?

Wer bin ich?

Sie sagen mir oft

Bin ich das wirklich,

was andere von mir sagen?

Oder bin ich nur das,

was ich selbst von mir weiß?

Wer bin ich? Der oder jener?

Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?

Bin ich beides zugleich?

 

Diese Fragen sind Teil eines Gedichtes von Dietrich Bonhoeffer, das er 1944 im Gefängnis geschrieben hat. Es macht deutlich, wie schwierig es ist, die Frage wer man ist zu beantworten. So wie wir im Alltag ganz unterschiedliche Rollen innehaben: als Kind unserer Eltern, als Mitglied in der DPSG, im Sportverein, in der Klasse, am Arbeitsplatz, … können wir die Frage immer nur in einzelnen Facetten für uns selber beantworten.

Drei dieser Facetten werden in diesem Baustein herausgegriffen. Auf sie gibt es in diesem Kapitel des Handbuchs keine eindeutigen Antworten, kein „richtig oder falsch“. Es will dir vielmehr fragende Anregungen geben, dich selber mit diesen Facetten zu beschäftigen, eigene Antworten zu finden:

  • zu deiner pfadfinderischen Identität
  • zu deiner spirituellen Identität und
  • zu deinem (Leitungs)Stil


Warum gerade zu diesen dreien?

In der „Ordnung des Verbandes“2 beschreibt die DPSG ihre eigene Identität. Die Ordnung könnte man inhaltlich mit dem Bild eines Baumes vergleichen. Zuerst werden die beiden Wurzeln der DPSG beschrieben: die pfadfinderischen Grundlagen nach den Ideen von Lord Baden-Powell, formuliert in den „Prinzipien der Weltpfadfinderbewegung“ und die christlichen Grundlagen, die wir in der biblischen Botschaft finden und in der katholischen Kirche leben.

Aus diesen Wurzeln wächst ein kräftiger Stamm, als Handlungsorientierung beschrieben wird er im „Gesetz der Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ greifbar. Aus ihm entwickeln sich dann unsere Handlungsfelder wie die weitverzweigte Krone des Baumes. Wichtige gesamtverbandliche Handlungsfelder beschreibt die Ordnung. Über die pfadfinderische Methode und das Leben in den Stufen entwickelt es sich hin bis zu jeder kleinen Verästelung im alltäglichen Leben jedes Stammes und jeder Gruppe. Überall dort lebt die DPSG!

Für dich als Leiterin oder Leiter bieten sich hier vielfältigste Aufgaben, Bereiche und Entdeckungsfelder. Dazu braucht es auch für jeden einzelnen feste Wurzeln, einen tragenden Stamm und viele Handlungsmöglichkeiten. Manches davon vermittelt die Modul-Ausbildung, manches wird im Woodbadge-Kurs deutlich, sehr viel sicher im alltäglichen Ausprobieren und im Austausch miteinander.

Hier greifen wir nun unsere beiden Wurzeln heraus und schließen die Frage nach dem eigenen Leitungsstil an. An ihm wird nicht nur das eigene von jeder Leiterin, jedem Leiter deutlich, der Leitungsstil ist auch grundlegend für all das, was wir an Methoden und Wegen einbringen.

 


2 Ordnung der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Beschluss der Bundesversammlung von 2005