Nicht mehr neu, doch immer noch aktuell:

„Das Kind möchte Dinge tun; ermutigt es deshalb, diese in der richtigen Richtung zu tun, und lasst es dies auf seine eigene Weise tun. Lasst es seine Fehler machen, dadurch lernt es, Erfahrungen zu sammeln.“ Dieser pädagogische Ansatz Robert Baden-Powells, nämlich aus Fehlern zu lernen, war zu seiner Zeit revolutionär. Denn ausdrücklich erlaubte er damit, Fehler zu machen. Für die Pfadfinder ist das „Lernen durch tun“ von so grundsätzlicher Bedeutung, dass die Weltpfadfinderbewegung „ein Programm, das nicht auf dem Konzept learning by doing basiert, nicht als Pfadfinderprogramm bezeichnet werden kann“. 4

Wenn es aus dem Zitat Baden-Powells auch nicht so deutlich hervorgeht, so heißt learning by doing natürlich auch, dass man aus seinen Erfolgen lernen kann und soll.

 

Ohne Reflexion geht es nicht

Zwei Dinge sind für ein erfolgreiches learning by doing wichtig: Das Kind, die/der Jugendliche, die/der Erwachsene (Leiterinnen und Leiter) soll seinen eigenen Weg zum Ziel wählen, es "auf seine eigene Weise tun“, wie Baden-Powell sagte. Dieses Tun muss begleitet und reflektiert werden, denn damit wird bewusst gemacht, was gut und was nicht so gut lief. Mit der Reflexion wird aus dem Erlebnis Erfahrung und Erkenntnis. Aus der Erkenntnis wird gelernt. Die Erkenntnis zu fördern, ist Aufgabe des Leitungsteams.

Aus Fehlern, gar Fehlschlägen zu lernen, fällt im Allgemeinen relativ leicht. Die Gruppe oder die/der Einzelne hat sich ein Ziel gesetzt und es nicht erreicht. Oft erkennt man ohne Umstände, wo die Ursache liegt: ungeeignetes Werkzeug, mangelhafte Kooperation oder Kommunikation, Bummelei, widrige äußere Umstände. Doch auch, wenn die Fehler nach einem gescheiterten Projekt offenbar auf der Hand liegen, sollten sie reflektiert werden, um aufzuzeigen, worauf man ein anderes Mal achten muss und wie man dabei vorgehen kann – jede/r Einzelne und auch die Gruppe.

Schwieriger ist es, aus Erfolgen zu lernen! Denn hat man einmal Erfolg, so ist das keine Garantie dafür, dass es beim nächsten Mal wieder so sein wird. Deshalb ist auch nach einem erfolgreichen Projekt die Reflexion so wichtig: Wie waren die einzelnen Schritte? Gab es Umstände, bei denen wir einfach nur Glück hatten und bei denen wir nächstes Mal von vornherein besser aufpassen müssten? Wo hätte es bei nicht so guter Planung Schwierigkeiten gegeben? Gab es Versäumnisse, die von anderen ausgebügelt wurden? Worauf müssen wir beim nächsten Mal genauso achten wie dieses Mal? Wo haben wir mehr Aufwand betrieben, als tatsächlich nötig war? Und wie haben sich die Einzelnen verhalten?

Diese Reihe von Beispielfragen ist keineswegs vollständig. Denn nach jeder Unternehmung – egal, ob Projekt, Tagesaktion, Wochenend- oder Sommerfahrt – gibt es ganz eigene Dinge zu beleuchten. Schließlich ist jede Gruppe, jedes Team, jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer ganz individuell. Diese Fragen sollen aber zeigen, auf wie viele Aspekte das Leitungsteam sein Augenmerk (und das der Gruppe) lenken kann und wie reichhaltig der Erkenntnisschatz eines Projektes ist. Man muss nur genau hinschauen! Und das wiederum gilt sowohl für erfolgreiche wie auch für fehlgeschlagene Unternehmungen.

 

Auch Leiterinnen und Leiter lernen!

Das Learning by doing, moderner übersetzt mit „Lernen durch Erfahrung“, fängt nicht erst im Wölflingsalter an und hört nicht vor dem Leitersein auf. Nicht umsonst steht in der Ordnung „In ihrer Aufgabe entwickeln sich auch die erwachsenen Leitungskräfte des Verbandes weiter“! Auch als Leiterinnen und Leiter (oder Vorstand …) darf man Fehler machen und sollte man daraus lernen. Auch hier gilt es, sein Handeln zu reflektieren – sowohl im  Leitungsteam,  in  der  Leiterrunde als auch mit den Gruppenmitgliedern (diese sind schließlich deine Partnerinnen und Partner im Gruppenleben!). Kinder und Jugendliche sind bereit, Fehler ihren Leiterinnen und Leitern zu verzeihen und räumen auch ihnen das Recht auf Fehler ein, wenn die Leiterinnen und Leiter dazu stehen und willens sind, aus ihren Fehlern zu lernen! Probiert es aus! Wer aber unehrlich ist, hat ganz schnell verloren. Denn so etwas spüren schon Wölflinge.

 

 


 

 

aus: Pfadfinden- Lexikon, Stichwort: lerning by doing

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