Spiritualität – eine Annäherung

Das Wort „Spiritualität“ wird in vielfältiger Weise verwendet – allerdings fällt es vielen schwer, zu sagen, was genau sie mit diesem Wort eigentlich verbinden. Spiritualität gibt es, wenn man diversen Büchern und Homepages glauben darf, in allen möglichen Facetten und für alle Lebenslagen: Es gibt eine afrikanische, eine asiatische, eine biblische, eine indische, eine liturgische, eine weibliche, eine Spiritualität für Manager, für Hausfrauen usw.

Auf den ersten Blick ist  Spiritualität ein „Aller-Welts-Wort“ –  und das in gewisser Weise auch zu Recht. Denn: Spiritualität hat mit aller Welt zu tun!

Das lateinische Wort „spiritus“ heißt übersetzt: Atem – Wind – Geist und bildet die Wortwurzel.

In der biblischen Schöpfungserzählung heißt es, dass Gott den Menschen durch seinen Geist mit Leben erfüllt hat. Durch diesen ursprünglich schöpferischen Zusammenhang ist der Geist Gottes Lebensprinzip der Welt: Jede Situation im Leben, jeder Aspekt des Lebens, jeder Mensch ist damit grundsätzlich spirituell, d.h. geistlich. Oder anders formuliert: Es kann keinen von Gott geschaffenen Menschen geben, der nicht irgendeine Form von Spiritualität lebt. Allerdings bestehen Unterschiede darin, wie sehr sich ein Mensch dessen bewusst ist bzw. wie er oder sie Spiritualität lebt.

Der Geist ist es, der hin und wieder sogenannte letzte Fragen im Menschen wachruft: Woher komme ich? Wer bin ich wirklich? Wohin gehe ich? Was gibt meinem Leben Sinn? Dies passiert häufig in besonderen Situationen, in Momenten tiefsten Unglücks oder größter Freude, bei besonders intensiven Konzerten oder in Ekstase. Dann kann es plötzlich sein, dass wir in unserem Leben eine größere Wirklichkeit erahnen, die wir als Christen Gott nennen.

Jeder Mensch hat seine eigene Lebensgeschichte, seine eigenen Erfahrungen mit Gott und der Welt. Er steht vor der Herausforderung, sein Leben zu gestalten und Antworten auf die Grundfragen der Menschheit bzw. auf die großen Fragen seines Lebens zu finden. Persönliche Erfahrungen und Einstellungen prägen das Denken, Fühlen und Handeln jedes Einzelnen und prägen jeweils die Antwort auf diese Fragen. Bewusst oder unbewusst bestimmen Erfahrungen und Einstellungen, wie Spiritualität praktiziert wird.

Es gibt ungezählte Versuche und Möglichkeiten, das Wesen von Spiritualität zu beleuchten, zu reflektieren und zu definieren. Jeder Definitionsversuch stellt auf seine Weise einen besonderen Aspekt von Spiritualität heraus, vernachlässigt dadurch aber andere und ist insofern problematisch.

Eines scheint jedoch für uns Pfadfinderinnen und Pfadfinder wesentlich: Spiritualität ist „die Verwirklichung des Glaubens unter den konkreten Lebensbedingungen“, schreibt Paul Michael Zulehner. Spiritualität ist keineswegs etwas Abgehobenes und ausschließlich für fromme Stunden und Himmelsakrobaten Geeignetes. Spiritualität zeigt sich im Alltag. Dies ist ein erster Hinweis auf das, was „Pfadfinderische Spiritualität“ ist.

 

 

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