Sie zeigen eine alte Version dieser Seite an. Zeigen Sie die aktuelle Version an.

Unterschiede anzeigen Seitenhistorie anzeigen

« Vorherige Version anzeigen Version 3 Aktuelle »

Ja, was genau will die Gesellschaft denn nun eigentlich von uns, von mir als Menschen, von mir als Jungen, von mir als Mädchen, als Mann oder als Frau?

Weiblich-sein

Die Erwartungen haben sich im Lauf der letzten Jahrzehnte stark verändert. Dies begründet sich zum einen in einschlägigen geschichtlichen Ereignissen, zum anderen aber auch in gesellschaftlichen Bewegungen, die gesetzliche Veränderungen zur Folge hatten.

Beispiele dafür sind unter anderem:

  1. Es ist noch keine 100 Jahre her, dass es Frauen in Deutschland per Gesetz nicht erlaubt war, wählen zu gehen. Das Frauenwahlrecht gibt es erst seit November 1918.
  2. Noch vor 20 Jahren war eine Vergewaltigung, die innerhalb der Ehe stattfand, nicht strafbar. Erst seit 1997 ist auch dies nach dem Sexualstrafrecht gesetzlich verboten und strafbar.

Natürlich dauert es, bis ein neu erlassenes Gesetz auch im Alltag  ankommt. Trotzdem lässt sich an den oben genannten Beispielen gut ablesen, welche Erwartungen vor den jeweiligen Gesetzesänderungen an Frauen gestellt wurden: Vor 1918 wurde von Frauen (unter anderem) erwartet, dass sie kein Interesse am politischen Geschehen haben und entsprechend nicht mitzureden haben. Dies blieb den Männern überlassen. Und vor 1997 wurde von Ehefrauen erwartet, dass sie ihre ehelichen Pflichten zu erfüllen haben, unabhängig der eigenen Vorstellungen und Wünsche.

Auch war es noch bis vor ein paar Jahrzehnten sehr ungewöhnlich, wenn eine Frau studieren wollte – und noch ungewöhnlicher war es, wenn eine Frau dann auch noch in einen echten Beruf einsteigen wollte. Stattdessen sollte die Frau idealerweise zum Ende ihrer Ausbildung einen Mann kennenlernen und schnellstmöglich eine Familie gründen. Der Frau blieb dann die Rolle der Hausfrau und Mutter, der Mann übernahm die Rolle des Familienernährers.

Heute können Mädchen und Jungen in Deutschland denselben Schulabschluss machen, Frauen und Männer können studieren und sich danach für so gut wie jeden Beruf entscheiden, den sie wollen – nichts daran gilt mehr als ungewöhnlich oder komisch.

Trotzdem wirken die über Jahrhunderte gelebten Traditionen auch heute noch nach: Von einer Frau wird nach wie vor erwartet zu heiraten und Kinder zu bekommen. Und nach wie vor ist es für Frauen eine große Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.

So wird auf der einen Seite nach wie vor erwartet, dass die Frau in erster Linie für die Erziehung der Kinder verantwortlich ist. Gleichzeitig wird von Frauen aber auch erwartet, nicht zu lange dem Beruf fernzubleiben umso die eigene Karriere nicht zu gefährden. 

Männlich-Sein

Auch das traditionelle Rollenbild des Mannes als Familienernährer bzw. Hauptverdiener wirkt heute noch nach. Männer verdienen in der Regel besser als Frauen, auch wenn sie den gleichen Beruf ausüben und die gleiche Arbeit machen. Wenn ein Paar sich dafür entscheidet, Kinder zu bekommen, ist es dann häufig schon allein aus finanziellen Gründen sinnvoll, wenn die Frau Zuhause bleibt und sich um die Kinder kümmert, da der Mann ja das meiste Geld mit nach Hause bringt. Das HausMANN-werden ist also bei weitem nicht so leicht wie das HausFRAU-werden, selbst wenn ein Junge oder Mann es sich vielleicht sogar wünscht.

Seit kurzem ist es für junge Väter zumindest leichter, ebenfalls Elternzeit zu nehmen. Ein Paar kann nach der Geburt des Kindes 14 statt 12 Monate Elterngeld bekommen, wenn sich beide die Elternzeit  aufteilen – wenn von beiden mindestens zwei Monate Elternzeit genommen wird. Im Grunde ist es also auch möglich, dass der Vater 12 Monate zu Hause bleibt und die Mutter nur zwei. In der Realität passiert dies aber nur sehr selten. In der Regel ist die Mutter diejenige, die 12 Monate Zuhause bleibt, der Vater zwei.

Langsam, Schritt für Schritt, verändern sich also die Möglichkeiten für junge Väter. Allerdings wird auch hier sehr deutlich, dass es Zeit braucht, bis ein Gesetz auch die gesellschaftlichen Werte – und somit die gesellschaftlichen Erwartungen – verändern kann. Denn nach wie vor wird ein Paar, bei dem der Mann lieber Hausmann sein will als nach der Hochzeit seinem Job nachzugehen, als „komisch“ betrachtet. Gleichzeitig ist es gerade für junge Männer aber auch eine Herausforderung, mit den Veränderungen in der Gesellschaft und auch mit der Veränderung der Geschlechterrollen, umzugehen.

Über Jahrzehnte hinweg war der Lebensweg und das Lebensziel für Männer immer sehr klar, das Bild des „idealen Mannes“, als erfolgreicher Karriere-Typ, der zu Hause eine Familie, Haus und Auto hat, sehr deutlich. Im Laufe der letzten Jahre hat sich dies verändert und es gibt nicht mehr das eine Idealbild des Mannes – weil sich auch das Idealbild der Frau gewandelt hat und ebenfalls vielfältiger geworden ist. Somit sind auch die Erwartungshaltungen der Gesellschaft an Männer – wie auch an Frauen – vielfältiger geworden.

Zusammenfassend

Insgesamt lässt sich sagen, dass die vielen Veränderungen, die in den letzten Jahren passiert sind und aktuell im Gange sind, sowohl Männern und Jungen als auch Frauen und Mädchen viele neue Möglichkeiten und Chancen eröffnen. Gleichzeitig stellen diese Veränderungen aber die gesamte Gesellschaft vor neue Situationen – es ist immer für alle Beteiligten eine große Herausforderung, mit Veränderungen umzugehen und sich in veränderten Situationen zurecht zu finden.

 

 

  • Keine Stichwörter