„Das Projekt ist die Handlungsform, in der sich Gruppen der DPSG intensiv und planvoll mit einer Sache, einem Thema oder einem Problem auseinander setzen.“ So steht es in der Ordnung unseres Verbandes. Egal, ob in der Gruppenstunde oder auf der Sommerfahrt: Die Projektmethode ist ein guter Weg, um mit der Gruppe zum gemeinsamen Handeln zu kommen. Sie bietet die Möglichkeit, strukturiert an eine größere Aktion heranzugehen. Durch sie kann eine Gruppe aber auch viel über Zusammenarbeit lernen, denn bei der Projektmethode sind alle Mitglieder der Gruppe gefragt. Alle müssen dabei sein und mitziehen, damit sie gelingt.
Die einzelnen Elemente der Projektmethode werden in der pädagogischen Fachliteratur unterschiedlich benannt und manchmal auch verschieden zu Phasen zusammengefasst. Die DPSG hat sich für die folgende Einteilung entschieden:
Die Ausgestaltung der einzelnen Phasen ist in den Alterstufen entsprechend umgesetzt und wird in den Stufenhandbüchern ausführlich beschrieben. Bevor sich jedoch ein Leitungsteam mit seiner Gruppe einem Projekt und der Projektfindung zuwendet, sollten zunächst einige Voraussetzungen bedacht werden.
Voraussetzungen
Kennenlernen und Strukturen
Zur Vorbereitung der Projektfindung gehört zunächst das Kennenlernen der Gruppenmitglieder untereinander und das Bilden von Gruppenstrukturen, d.h. von Kleingruppen und einem Trupprat.
In der bereits gefestigten Gruppe, also dem Jungpfadfindertrupp oder der Roverrunde, fällt dieser Teil natürlich weg, da sich die Gruppe bereits kennt und Strukturen vorhanden sind. Trotzdem sollte das Leitungsteam an dieser Stelle genau hinschauen: Sind vielleicht gerade erst neue Kinder / Jugendliche in die Gruppe gekommen? Ist das der Fall, dann sollte vor Einstieg in die Projektmethode erst eine Phase des Kennenlernens stehen, z.B. durch eine gemeinsame Unternehmung oder entsprechend gestaltete Gruppenstunden.
Das gleiche gilt für die Gruppenstrukturen. Sind diese noch nicht geschaffen, sollte dies vor Beginn mit der Projektmethode erfolgen. Im Laufe des Prozesses können diese mit Leben gefüllt und ausprobiert werden.
Zeitplanung
Soll ein Projekt in der Gruppenstunde über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden, sollte das Team dafür genug Zeit einplanen. Nichts ist frustrierender für eine Gruppe, als wenn mittendrin plötzlich Sommerferien sind oder der Stufenwechsel dazwischen kommt. Projekte sollten so geplant werden, dass sie möglichst nicht durch Sommerferien oder andere längere Pausen unterbrochen werden müssen. Außerdem sollte entsprechende Pufferzeit eingeplant werden. Es ist sinnvoll, den möglichen Zeitrahmen der Gruppe auch mitzuteilen, so weiß die Gruppe, was machbar ist und kann sich darauf einstellen.
Animation
Animation, also „Beleben“ und „Anregen“, meint, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Gruppe und jede bzw. jeder einzelne, ihre oder seine Fähigkeiten und Kräfte entdecken und weiterentwickeln kann. Kinder und Jugendliche sollen ihre eigenen Ideen entwickeln und sie gemeinsam mit anderen in die Tat umsetzen können. Aber auch mit Problemen und Schwächen der einzelnen und der Gruppe konstruktiv umzugehen und gemeinsame Lösungen und Alternativen zu finden, verbirgt sich hinter einer animativen Grundhaltung. Eine besondere Bedeutung erfährt die Animation in der Phase der Themenfindung, da es gerade hier auf kreative Ideen der Gruppe ankommt, aus denen dann eine Projektidee entwickelt werden kann.
Ein Projekt soll etwas mit den Bedürfnissen, Wünschen und Ideen der Gruppe zu tun haben. Gerade für jüngere Gruppen ist es oft schwer, diese zu äußern – abseits von nahe liegenden Wünschen wie Spielen und Toben, die natürlich auch ihre Berechtigung haben. Aber Animation kann den Kopf frei machen für tiefer liegende Wünsche und Sehnsüchte, für Visionen und Ideen, die auf den ersten Blick nicht realisierbar scheinen oder gerne schnell als „Quatsch“ abgetan und deshalb von vorneherein nicht geäußert werden. Animation soll die Schere im Kopf „stumpf“ machen.
Nichts ist unmöglich. Warum nicht mal etwas ganz anderes angehen und nicht nur, was Leiterinnen und Leiter sich als angemessene Projekte für ihre Gruppe so vorstellen? Leiterinnen und Leiter können mit animativen Impulsen den Blick der Gruppe weiten, um neue Ausgangspunkte für Ideen zu schaffen. Es geht dabei nicht darum, die Gruppe auf konkrete Ideen zu bringen oder sogar mit gezielten Impulsen zu einer bestimmten Idee zu bringen. Das sollte sich für Leitungsteams von selbst verbieten, auch wenn dies auf den ersten Blick als der bequemere Weg erscheinen mag.
Das Leitungsverständnis der DPSG ist hier jedoch eindeutig: „Erwachsene Leiterinnen und Leiter unterstützen Kinder und Jugendliche dabei, die Ziele des Verbandes zu erreichen. Als Anwältin oder Anwalt von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen setzen sie sich partnerschaftlich für deren Anliegen und Interessen ein.“ 5
Aber Animation geht über die Themenfindung hinaus. Auch in den anderen Phasen eines Projektes sollten Leiterinnen und Leiter animativ ihre Gruppe immer wieder neu „anregen“, ermutigen, motivieren, begeistern – denn der kreative Prozess ist noch lange nicht mit der Festlegung auf eine Idee abgeschlossen. So verstehen wir Animation, die oftmals als eigene Phase beschrieben wird, als eine Grundhaltung, die sich in allen Phasen eines Projektes wiederfinden sollte. Wer sich genau darauf einlässt, ihrer/seiner Gruppe durch animative Impulse in allen Phasen des Projektes zu ihrem eigenen Projekt zu verhelfen, wird unter Umständen davon überrascht sein, welches kreative Potential in ihrer/seiner Gruppe steckt.
Aber wie kann eine solche Atmosphäre geschaffen werden? Das kommt natürlich sehr auf die Gruppe und ihre Bedürfnisse an. Mögliche Methoden sind:
Ortswechsel: Eine Gruppenstunde mal ganz anders zu verbringen kann ganz neue Impulse setzen. Warum sich nicht mal im Winter mit der Gruppe am Waldrand treffen und die Gruppenstunde als Erkundung des schon dunklen Waldes nutzen?
Rollenspiele: Eine Gruppenstunde lang etwas anderes sein, sei es Ritter, Politiker/in oder einfach nur Kinder aus einem anderen Land. Begonnen mit einer Einladung bis zum Verkleiden kann die Gruppenstunde komplett verwandelt werden.
Themenfindung
Um ein Projekt zu finden, das von allen in der Gruppe getragen wird, braucht es Zeit und viele Ideen. Das Leitungsteam hat die Aufgabe, die Gruppe zu motivieren, Ideen zu äußern, sie weiterzuspinnen und zu verändern. Träumen ist erlaubt, die konkrete Umsetzbarkeit ist erst einmal zweitrangig. Es gilt hier, nach den Wünschen, Zielen und Träumen zu fragen und sich mit der Lebenswelt der einzelnen Gruppenmitglieder auseinanderzusetzen. Methodisch bietet sich hier das klassische „Brainstorming“ an, aber dies sollte – nicht nur in den Kinderstufen – von motivierenden und kreativen Methoden gestützt werden: Warum nicht mal in Kleingruppen Rollenspiele oder Fragerunden machen mit Fragen wie:
- Wer würdest du gerne mal sein?
- Was hat dich in der letzten Zeit am meisten aufgeregt?
- Was wolltest du schon immer mal tun?
In diesem Schritt soll noch keine Entscheidung gefällt werden. Aber um dies später tun zu können, sollten hier möglichst viele Ideen gesammelt werden: Das können ruhig auch verrückte oder auf den ersten Blick unmögliche Ideen sein. Gerade aus diesen Ideen entwickeln sich manchmal die spannendsten Projekte. Das Team sollte dazu motivieren, geäußerte Ideen ruhig auch weiterzuspinnen und zu verändern. Manche Idee lässt sich zwar zum Schluss nicht wiedererkennen, aber gerade durch das Weiterdenken von unterschiedlichen Gruppenmitgliedern lassen sich tolle Projekte entwickeln.
Mögliche Methoden sind:
Erkundung: Mit der Gruppe bewusst auf Erkundung zu gehen schafft neue Sinneseindrücke, die andere Ideen und Wahrnehmungen in den Vordergrund rücken. Das kann die unmittelbare Umgebung des Truppheims oder auch eine ganz andere, spannende und ungewohnte Umgebung sein. Die Erkundung kann unter bestimmten Aufgabenstellungen stehen oder bestimmte Sinne betonen: Warum nicht einen „Vertrauensspaziergang“ machen oder die Kinder und Jugendlichen als „menschliche Kamera“ losschicken. Ein abschließender Austausch im Sinne von „Was habt ihr erlebt und wie ging es euch dabei?“ darf natürlich nicht fehlen. (Methoden im Anhang)
Assoziationen sammeln: Ganz unerwartete Ideen können entstehen, wenn Assoziationen zu Gegenständen angeregt werden, die auf den ersten Blick wenig mit der Gruppe und ihrer Situation zu tun haben. Beispielsweise mit Hilfe eines „Krabbelsacks“, in dem Gegenstände erfühlt werden und dann in einem Brainstorming Assoziationen dazu gesammelt werden. Ebenso kann eine entsprechende „Diashow“ oder auch nur eine Sammlung von Haushaltsgegenständen anregend sein.
Beratung und Entscheidung
Wie kommt die Gruppe von den vielen einzelnen Wünschen und Ideen auf eine gemeinsame Projektidee? Zunächst müssen die gesammelten Wünsche und entwickelten Ideen genauer betrachtet werden, bevor es zu einer Entscheidung im Konsens kommen kann.
Beratung
• Unklarheiten beseitigen
Um zu einer guten Entscheidung zu kommen, sollten die vorhandenen Ideen sortiert und durch Nachfragen etwaige Unklarheiten beseitigt werden. Damit reduziert sich manchmal die Zahl der Ideen bereits.
• Ideen mit Leben füllen
Um sich für oder gegen eine Idee zu entscheiden, ist es meist notwendig, diese mit Leben zu füllen. Beispielsweise wird sich unter der Idee „Theater spielen“ vermutlich jede/jeder aus der Gruppe etwas anderes vorstellen. Nun können die vorhandenen Kleingruppen genutzt werden, um Ideen zu konkretisieren und mit Leben zu füllen. Sie sollen jedoch nicht nur überlegen, wie das Projekt genau aussehen soll, sondern auch, wie es angegangen werden kann. Das heißt, was genau getan werden muss, um das Projekt umzusetzen. Eine gute Präsentation vor der Großgruppe, die die anderen von der Idee überzeugen kann, sollte ebenfalls dazu gehören.
Es ist wichtig, der Kleingruppe die Möglichkeit zu lassen, sich frei eine der gesammelten Ideen auszuwählen, auch wenn die gewählte Idee zunächst völlig verrückt klingt. Denn in diesem Schritt geht es ja genau darum, zu überprüfen, ob sich die Idee umsetzen lässt. Lässt man der Gruppe diesen kreativen Freiraum, dann können auch vermeintlich verrückte oder „unmögliche“ Ideen plötzlich zu konkreten Projekten werden.
• Diskussion
Nun stehen also vielleicht noch drei oder mehr Projektideen im Raum. Klar ist, über kurz oder lang muss eine Entscheidung gefällt werden. Nur in den seltensten Fällen wird sich die Gruppe spontan auf eine Idee einigen können. Meist stehen die Kleingruppen bzw. Ideengeberinnen und Ideengeber zunächst hinter ihrer Idee, mit der sie sich ja auch intensiver beschäftigt haben.
An diesem Punkt gilt es, der Gruppe Raum zur Diskussion zu ermöglichen, in dem Argumente ausgetauscht werden können und für einzelne Ideen geworben werden kann.
Dazu können – mit Blick auf die jeweilige Altersstufe – verschiedene Methoden hilfreich sein. Für die Kinderstufen kann die Entscheidung beispielsweise in eine Rahmengeschichte eingepackt werden, wie „Fesselballon“. Für ältere Gruppen bieten sich Methoden an, bei denen in verschiedenen Konstellationen diskutiert werden kann, z.B.„Kugellager“, „Fishbowl" oder „Lawinengespräch“.
Ist die Diskussion sehr verfahren und die „Fronten“ haben sich verhärtet, kann wieder Bewegung in die Gruppe gebracht werden, indem jede Kleingruppe versucht, positive Argumente für eine Idee, die sie eigentlich ablehnt, zu sammeln.
• Blockaden
Scheint eine Einigung, vor allem im Konsens, weit entfernt, so ist das Leitungsteam gefordert, genau hinzuschauen, ob es vielleicht andere Ursachen gibt, die eine Entscheidung blockieren:
– Manchmal hat die Ablehnung einzelner Themen weniger mit dem Thema zu tun, als mit der-/demjenigen, von dem die Idee stammt. Sie/Er wird vielleicht in der Gruppe nicht akzeptiert oder hat Streit mit anderen in der Gruppe.
– Einzelne Mitglieder können sich noch zu wenig unter einem Thema vorstellen oder trauen sich nicht, ihre Bedenken vorzubringen und lehnen das Thema dann einfach ohne Kommentar ab, beispielsweise weil sie sich bei der Idee „eine Kletterwand bauen, auf der die ganze Gruppe gleichzeitig klettern kann“ nicht trauen, zu sagen, dass sie nicht klettern können oder wollen.
– Einzelne Mitglieder finden eine Idee einer anderen Kleingruppe zwar toll, aber können sich von ihrer Idee nicht lösen: Sie haben vielleicht viel Engagement in die Ausarbeitung gelegt und brauchen Zeit zu „trauern“.
Liegen solche Blockaden vor, müssen diese zunächst angegangen werden, auch wenn das die Entscheidung zunächst verzögert. Hier kann es helfen, mit der Gruppe zu reflektieren, wo Blockaden sind und warum es schwer fällt, sich auf ein Thema zu einigen.
Das solche „Störungen“ im Prozess auftreten, ist in der Gruppenarbeit nur natürlich und letztlich auch eine Chance für die Gruppe. Wird hier die Auseinandersetzung mit auftretenden Schwierigkeiten vom Leitungsteam gefördert und nicht übergangen, dann muss sich die Gruppe mit sich selbst und ihrem Umgang untereinander beschäftigen. Das Leitungsteam ist dabei gefordert, die Gruppe damit nicht allein zu lassen, sondern eine angemessene Atmosphäre zu schaffen, in der eine offene Aussprache möglich ist und niemand durch persönliche Anfeindungen verletzt wird (siehe Kapitel zur Reflexion).
• Rolle des Leitungsteams
Das Leitungsteam ist besonders während der Entscheidungsfindung gefordert, eine klare Gesprächsleitung und Struktur vorzugeben. Es muss Konsequenzen von Entscheidungen aufzeigen und verdeutlichen. Und versuchen zu erspüren, was die Gruppe eventuell blockiert. Darüber hinaus soll es darauf achten, dass alle Mitglieder der Gruppe in die Entscheidung miteinbezogen werden. Es lohnt sich, in diesen Teil der Projektmethode Zeit und Geduld zu investieren, nicht nur, weil das Projekt nur so ein Projekt der ganzen Gruppe wird. Hier kann die Gruppe viel über das gemeinsame Aushandeln und das eigene Agieren in der Gruppe lernen und nicht zuletzt, wie Demokratie funktioniert.
Planung und Durchführung
Entscheidung
Die Entscheidung für das Projekt ist sicher nicht immer einfach, wichtig ist aber, dass sie weder Kompromiss- noch Mehrheitsentscheidung sein darf. Ein gemeinsames Projekt ist die Sache der ganzen Gruppe. Nur wenn alle dahinterstehen, kann die Runde oder der Trupp zum wirklich gemeinsamen Handeln kommen und das setzt eine Entscheidung im Konsens mit der ganzen Gruppe voraus.
Eine solche Entscheidungsfindung ist aufwendiger, braucht intensivere Leitung und ist auch konfliktgeladener als eine kurze Abstimmung, aber sie lohnt sich, denn stehen erst einmal alle hinter dem Projekt, sind auch alle mit ihren Kräften voll dabei und setzen sich ein.
Umsetzungsplanung
Ist die Entscheidung gefallen, geht das Planen los: Material muss besorgt werden, Infos fehlen noch, wann und wo können wir starten?
Hier können die vorhandenen Strukturen von Groß- und Kleingruppe sowie Trupprat gut genutzt werden, um alle organisatorischen Dinge zu klären und trotzdem den Faden nicht zu verlieren (siehe Kapitel zur Gruppenstrukturen).
Fehlen noch Informationen so sollte die Runde sich nicht scheuen, den Blick nach außen zu wagen. Es gibt sicher Fachleute in der Nähe, die man befragen kann und die gerne helfen. Für das Leitungsteam ist es in dieser Phase wichtig, die Gruppe zu motivieren und zu unterstützen, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Oft klappt nicht alles so wie geplant oder die Planung zieht sich länger hin als gedacht. Damit die Gruppe da nicht die Lust verliert, ist hier das Team gefragt, die Situation zu beobachten und wenn notwendig zu thematisieren. Zum Beispiel mit einer Zwischenreflexion, in der deutlich wird, woran es hängt. Dann muss gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden.
Durchführung
Ist alles geplant und vorbereitet, geht es los mit der eigentlichen Aktion, der Projektdurchführung. Hier sollten alle Gruppenmitglieder beteiligt sein, denn es soll schließlich ein gemeinsames Projekt sein. Gibt es verschiedene Untergruppen bei der Projektdurchführung, ist ein guter Austausch wichtig: Jede/Jeder in der Gruppe sollte mitbekommen, was die Anderen gerade machen. Geht die Aktion selbst über einen längeren Zeitraum, so ist es wichtig, durchzuhalten und dabeizubleiben. Nichts frustet mehr, als ein abgebrochenes Projekt. Auch hier ist die Leitung gefordert, Mut zu machen, zu spüren, wenn die Gruppe nicht mehr vorankommt, und das zu thematisieren.
Projektabschluss
Nach gelungener Projektdurchführung sollte das gefeiert werden. Sei es als große Party oder kleines Anstoßen mit Saft und Schorle nach getaner Arbeit. Je nach Anlass wird jede Gruppe ihre eigene Art finden, sich und ihr Projekt zu feiern. Hier kann sich natürlich auch das Team einbringen: warum nicht die Gruppe mit einem Fest oder Ähnlichem überraschen?
Auch wenn das Projekt nicht so geklappt hat, wie die Gruppe es sich vorgestellt hat oder vielleicht völlig danebengegangen ist, sollte ein bewusster Schlusspunkt gesetzt werden. Wird ein solches „misslungenes“ Projekt gemeinsam zu Grabe getragen, kann die Gruppe das Projekt bewusst beenden und sich davon lösen.
Auf keinen Fall sollte ein Projekt im Sande verlaufen. Das kann schnell passieren: Die Gruppe wartet auf Material, dessen Beschaffung immer länger dauert, das Pfarrfest kommt dazwischen und irgendwann fragt auch keiner mehr danach, wann es eigentlich mit dem Projekt weitergeht. Ist das passiert und die Gruppe nur noch wenig motiviert, sollte das Leitungsteam eingreifen und eine Entscheidung mit der Gruppe herbeiführen: Soll das Projekt zu Ende geführt oder aufgegeben werden?
Vielleicht kann sich die Gruppe durch eine solch bewusste Entscheidung doch noch aufraffen, ihr Projekt, das sie zunächst mit viel Elan angegangen war, noch zu einem guten Abschluss und Erfolg zu bringen. Wichtig aber ist dabei, eine ehrliche Entscheidung zu fällen. Lieber ein Projekt, aus dem die Lust „raus“ ist, bewusst beenden, als dies noch monatelang mit schlechtem Gewissen und ohne Motivation „im Gepäck“ zu haben. Denn daraus kann kaum noch ein für die Gruppe zufriedenstellendes Projekt werden.
Projektreflexion
Ob das Projekt gut oder schlecht geklappt hat, die Reflexion gehört auf jeden Fall dazu. Und das heißt mehr als ein Schulterklopfen oder Schuldzuweisungen. Reflektiert die Gruppe das Geschehene und macht sich jeder Einzelne bewusst, was passiert ist und welche Bedeutung das für den Einzelnen, die Gruppe und das Projekt hat, kann sie Erfahrungen bewusst verarbeiten und daraus Schlussfolgerungen für zukünftiges Handeln ziehen. Eine Reflexion, vor allem eine Abschlussreflexion, muss gut vorbereitet werden. Sie braucht genügend Zeit und etwas Abstand. Nicht direkt nach der Party, da sollen sich alle erst einmal über das Projekt freuen. In der nächsten Gruppenstunde lässt sich mit etwas Abstand nüchterner das gemeinsame Arbeiten und Handeln reflektieren. Dabei sollte nicht nur die Frage im Vordergrund stehen, ob das Projekt gelungen war oder nicht und warum. Der Weg der Gruppe durch diesen Prozess, das gemeinsame Aushandeln und Agieren bieten genügend Anlass, über die Zusammenarbeit in der Gruppe zu sprechen und dies zu reflektieren (siehe Kapitel Reflexion).
Nicht alles, was in der Gruppe, zwischen den einzelnen und mit dem Projekt geschieht, kann bis zur umfangreichen Projektreflexion am Ende aufgehoben werden. Immer wieder wird es notwendig sein, Diskussionen, Planungen und Aktivitäten in den anderen Phasen zum bewussten Innehalten und Reflektieren zu unterbrechen und dafür auch ausreichend Zeit einzuplanen.
Projektmethode ist ein Hilfsmittel!
Die Projektmethode braucht bestimmte Voraussetzungen: eine kontinuierliche Gruppe, eine Gruppengröße, die Strukturen zulässt und viel Engagement und Vorbereitung. Dabei ist natürlich zu beachten, dass die Methode selbst nicht das Ziel ist, sondern ein Hilfsmittel. Sie muss sich immer an das Ziel und die Gruppe, die das Ziel erreichen will, anpassen und nicht umgekehrt. Das bedeutet auch für das Leitungsteam darauf zu achten, dass die einzelnen Schritte flexibel eingesetzt werden. Dann bietet die Projektmethode die Möglichkeit, mit wirklich demokratischen Entscheidungen zu einem gemeinsamen, bewussten Handeln zu kommen.
5 aus: Ordnung des Verbandes