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- Schreibt bei der Vorstellung eures Stammes und eurer Gruppen (egal ob auf einem Flyer oder der Homepage) doch dazu, dass bei euch alle willkommen sind, d.h. egal welcher Religion sie angehören, aus welchem Land sie kommen, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Dann fühlen sich gleichzeitig zum Beispiel auch Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund eingeladen.
- Entwerft und veröffentlicht einen Flyer in „Leichter Sprache“[1], um euren Stamm und das Pfadfinden auch Menschen mit einer geistigen Behinderung oder Lernbehinderung vorstellen zu können. Ihr könnt euch dabei am Flyer der DPSG-Bundesebene orientieren (Link am Ende dieses Kapitels) oder diesen direkt verwenden und spezifische Infos zu eurem Stamm ergänzen.
- Präsentiert euch und das Pfadfinden nicht nur an Orten (z.B. Schulen), an denen es fast ausschließlich Kinder und Jugendliche ohne Behinderung gibt. Überlegt auch, wie ihr Kinder und Jugendliche mit Behinderung erreicht – beispielsweise über inklusive Sportgruppen und –vereine-vereine, Inklusionsschulen oder Vereine von Menschen mit Behinderung.
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Wenn ihr angefragt werdet, ob ein Junge oder Mädchen mit einer Behinderung in eure Gruppenstunde kommen kann, empfiehlt es sich , neben den üblichen Fragen (Name, Alter usw.) zunächst folgendes zu klären:
- Welche körperlichen, geistigen oder sozialen Einschränkungen liegen vor?
- Welche besonderen Bedürfnisse hat das Kind (bzw. die/der / die Jugendliche)?
- Was fällt ihr oder ihm oder ihr jeweils im Alltag eher leicht, was eher schwer?
Wichtig ist in dieser Situation, dass Leiterinnen und Leiter kein vorschnelles Urteil fällen, sondern sich zunächst ein eigenes Bild machen. Ladet das Kind/ , die oder den Jugendlichen mit Beeinträchtigung in die Gruppenstunde ein. Solltet ihr auf Behinderungen treffen, mit denen ihr im Vorfeld noch keine Erfahrung gemacht habt, dauert es vielleicht eine Zeit lang, bis alles rund läuft und routinierte Abläufe erfolgen können. Scheut euch nicht , um Hilfe zu bitten, mit dem Kind zu sprechen, die Eltern einzubeziehen, Beratung einzuholen (z.B. Organisationen der Behindertenhilfe vor Ort anfragen).
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Meist empfiehlt es sich, an diesem Punkt nochmal die Eltern einzubeziehen, die ggf. den erhöhten Betreuungs-/Unterstützungsaufwand gut einschätzen können. Bevor Ihr ihr das Kind bzw. die/den / die Jugendliche/n in die Gruppe aufnehmt, ist es sinnvoll, mit dem Kind oder der/dem Jugendlichen und/oder ihren/seinen Eltern folgende Fragen zu klären:
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Das Leitungsteam sollte sich nach der ersten Begegnung nochmal in Ruhe Gedanken machen, wie es zu der Neuaufnahme steht. Es ist natürlich auch entscheidend, ob sich das jeweilige Kind oder die/der / die Jugendliche in der Gruppe wohlgefühlt hat. Folgende Fragen können bei der Orientierung helfen:
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Es muss nicht alles perfekt sein, wichtig ist, dass es für beide Seiten gut ist und keine Seite überfordert ist. Dabei sollte nicht nur auf das Kind oder die/den Jugendliche/n geachtet werden, auch ihr als Leiter/innen und die Gruppe sollten dabei berücksichtigt werden. Wenn es dem Kind bzw. der/dem / der Jugendlichen nicht gut geht oder die Gruppe gefährdet ist gefährdet (und auch die Hilfe von außen konnte zu keiner Veränderung beitragen konnte), dann kann es nötig sein, für die betreffende Person eine andere Freizeitmöglichkeit zu suchen.
Schlussendlich ist es wichtig, dass ihr euch als Leiterinnen und Leiter über eure Möglichkeiten, aber auch Grenzen bewusst werdet. Wenn ihr euch überfordert und der Situation nicht gewachsen fühlt, habt keine Hemmungen , „Nein“ zu sagen.
Inklusion im Pfadfinderalltag
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- Sprecht ganz offen mit dem jeweiligen Mädchen oder Jungen (und ggf. auch den Eltern) über ihre/ seine Behinderung und deren Folgen. Auch in der Gruppe darf die Behinderung kein Tabu-Thema sein. Fragen sind ausdrücklich erlaubt, wobei persönliche Grenzen aber respektiert werden müssen.
- Achtet gleichzeitig darauf, dass nicht nur die Behinderung, sondern der ganze Mensch gesehen wird – mit seiner individuellen Persönlichkeit, seinen Stärken und Schwächen.
- Achtet auf Augenhöhe, vermeidet Bevormundung. Das heißt konkret: Gebt einem Kind (bzw. Jugendliche/n) mit Behinderung Raum , sich auszuprobieren. Unterstützt sie/ihn nur, wenn das gewünscht ist. Und lasst sie/ihn selbst Entscheidungen treffen.
- Besprecht gemeinsam mit dem Kind (bzw. Jugendliche/n) und ggf. den Eltern, wie die Teilnahme am Gruppenalltag, aber auch an Lagern und Fahrten gut gelingen kann. Es ist nicht schlimm, wenn bei manchen Aktionen nicht alle in gleicher Art und Weise mitmachen können, solange das für alle Beteiligten okay ist.
- Findet bei Herausforderungen gemeinsam kreative Lösungen. Bindet dabei auch die Leiterrunde mit ein und fragt bei Bedarf auch externe Expert/innen wie etwa Beratungsstellen für Inklusion.
- Falls durch den Mehrbedarf an Unterstützung oder Betreuung zusätzliche Kosten entstehen (z.B. weil ein persönlicher Assistent mit aufs Lager fährt), könnt ihr spezielle Zuschüsse beantragen (siehe Links am Ende des Kapitels). Fragt auch bei den Eltern des Kindes/ des Jugendlichen nach, ob sie noch Ideen oder Kontakte haben, die euch dabei weiterhelfen können.
- Reflektiert im Leitungsteam (und ggf. mit Einbindung der Gruppe) regelmäßig, wie es mit der Inklusion im Pfadfinderalltag läuft, und überlegt ggf. gemeinsam, was noch verbessert werden könnte.
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[1] Leichte Sprache wird eingesetzt, um Texte für Menschen mit geistigen Behinderungen oder Lernbehinderungen verständlicher zu machen. Sie ist aber auch hilfreich für Menschen, die nicht so gut Deutsch sprechen. Wichtig bei der Leichten Sprache ist zum Beispiel, dass man nur einfache Wörter und kurze Sätze verwendet. Das „Netzwerk Leichte Sprache“ (siehe Links) bietet einen guten Überblick über die Regeln.