- Angelegt von Sandra Leusch, zuletzt geändert am Okt 24, 2018
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6.1 Stammesvorstände und Ausbildung
6.1.1 Ausbildung für Vorstände
6.1.2 Ausbildung der Kuratinnen und Kuraten
6.1.3 Praxisbegleitung der Kuratinnen und Kuraten
6.2 Vorstände als Ausbilderinnen und Ausbilder
6.2.2 Die Praxisbegleitung neuer Leiterinnen und Leiter
6.2.3 Zu Ausbildung motivieren / in Ausbildung begleiten
„Ich glaube fest daran, dass die Ausbildung interessant für die Menschen gemacht werden muss, so dass sie ermutigt werden, aus eigenem Eifer heraus für sich selbst zu lernen.“ Mit diesem Zitat Baden-Powells wird ein großer Teil des pfadfinderischen Verständnisses von Ausbildung dargestellt.
In der Arbeitshilfe „Das Menschenbild und pädagogische Einflüsse in der Ausbildung“ wird das Ziel von Ausbildung in der DPSG definiert als „eine offene und neugierige Grundhaltung für neue Erfahrungen zu vermitteln.“[1] Neugierde ist in diesem Zusammenhang als eine positive Tugend zu sehen und zeichnet viele interessante Menschen aus, die einfach neugierig auf das Leben und andere Menschen sind.
Die Ausbildung in der DPSG fängt bereits mit dem Eintritt in eine Gruppe ein. In fortschreitenden Programmen, die durch zunehmende Selbstbestimmung charakterisiert sind, erleben Kinder und Jugendliche sich selbst, das Gefühl der Gruppe und erlangen vielfältige Fähigkeiten. Auch als erwachsene Personen in der DPSG lernen Menschen lebenslang weiter und versuchen, mit gesellschaftlichen und technischen Fortschritten mitzuhalten und sich Wissen und Können anzueignen. Die Haltung zu lebenslangem Lernen von Leiterinnen und Leitern sowie Vorständen in Entwicklung wurde schon in Kapitel 1 dargestellt.
Neben diesem eher informellen Lernen gibt es in der DPSG auch ein Lernen, dass als gesamtverbandliches Ausbildungskonzept schriftlich festgelegt ist und welche das Grundgerüst der Woodbadgeausbildung bildet. Die Woodbadgeausbildung ist durch den Einstieg, die Praxisbegleitung, die Bausteine und den Woodbadgekurs strukturiert. Eine gute Übersicht hierzu gibt der Ausbildungspfeil der DPSG.
Hier ein LINK zur Seite der Woodbadgeausbildung
6.1 Stammesvorstände und Ausbildung
Die Vorsitzenden, Kuratinnen und Kuraten haben im Stamm eine Position, die einerseits ganz viel Unterstützung für die Mitglieder des Stammes beinhaltet, andererseits aber auch Anforderungen des Verbandes in den Stamm hinein transportieren soll. Diese zwei Aufgaben werden insbesondere im Bereich der Ausbildung deutlich. „Der Stammesvorstand ist in seinem Stamm für die Ausbildung der Leiterinnen und Leiter verantwortlich. Das heißt, er achtet darauf, dass alle Leiterinnen und Leiter die Woodbadgeausbildung, die die Basisausbildung für alle Leitenden in der DPSG ist, abschließen. Außerdem liegen der Einstieg und die Praxisbegleitung in der direkten Verantwortung des Stammesvorstands“.[2] Hierzu ist einerseits die Ausbildung, die sich direkt auf die Vorsitzenden, Kuratinnen und Kuraten selber bezieht, wichtig. Andererseits müssen Vorstände aber auch die Schritte der Ausbildung im Stamm selbst leisten. Ideen, wie die Personen des Vorstands im Miteinander mit den Menschen in ihrem Stamm diese Aufgaben lösen und zur Ausbildung motivieren können, stehen im folgenden Kapitel. Dargestellt sind hauptsächlich die Ausbildungsinhalte, die innerhalb der DPSG für Vorstände und ihre Leiterinnen und Leiter entwickelt wurden. Auch bei Jugendringen, dem BDKJ, den Jugendreferentinnen und -referenten der Dekanate, den Jugendämtern, anderen Jugendverbänden und im Umfeld von Schulen und Wohlfahrtsverbänden finden sich gute Weiterbildungsmöglichkeiten zu unterschiedlichen Themen. So ergibt sich die Chance, über den Tellerrand zu schauen und das Umfeld des Stammes noch besser kennen zu lernen. Auch Reisen durch ganz Deutschland sind für einige Leitende ein großer Anreiz im Rahmen ihrer Ausbildung. Wichtig ist bei all diesen Möglichkeiten, dass die Planung der Ausbildung zu der jeweiligen betreffenden Person passt, damit die Ausbildung Spaß und Wissen und nicht Stress und Unbehagen erzeugt.
6.1.1 Ausbildung für Vorstände
„Vorstände benötigen – genauso wie alle anderen Leiterinnen und Leiter – Rüstzeug, um ihre Aufgabe zur Leitung der Leiterrunde und des Stammes ausüben zu können. Die Übernahme der vielfältigen sozialen Rollen eines Vorstandsmitglieds mit ihren spezifischen Rollenanforderungen setzt entsprechende Kenntnisse und Kompetenzen voraus. Die Modulausbildung und der Woodbadgekurskurs sind hierbei zwei wesentliche Elemente.“ [3]
Auf Vorstände kommen jedoch auch Aufgaben zu, die in der „normalen“ Ausbildung für Leiterinnen und Leiter in der DPSG nicht oder nur sehr kurz vorkommen.
So ist es für Vorstände immens wichtig, sich mit den Themen rund um Finanzen, Kassenführung, Versicherungen, etc. auseinanderzusetzen. Insbesondere wenn neben dem Verband noch ein Verein als Rechtsträger fungiert oder ein Förderverein bzw. eine Stiftung ebenfalls über den Vorstand geleitet werden. Hierzu hat die DPSG ein Konzept für die Ausbildung von Vorständen entwickelt. Daneben befinden sich die Mitglieder des Vorstands auch in einer besonderen Situation, die mit besonderen Rollenkonflikten einhergeht, wo die in den anderen Kapiteln beschriebenen Aufgaben der Erarbeitung von Visionen für den Stamm und der Delegation von Aufgaben eine besondere Rolle spielen.
Vorstände in der DPSG haben daher die Möglichkeit, sowohl nach der Modulausbildung einen eigenen Woodbadgekurskurs zu besuchen und damit auf die Vorstandssituation zugeschnitten ihre Basisausbildung zu beenden. Andererseits können sie die spezielle Ausbildung für Vorstände besuchen, die sich sowohl als Weiterbildung an die Woodbadgeausbildung anschließen kann oder auch Vorstände gut unterstützen kann, die unmittelbar – also ohne Woodbadgeausbildung – in ihr Amt einsteigen. Auch sie können und sollen an dieser für sie spezifischen Ausbildung teilnehmen.
Das gesamtverbandliche Ausbildungskonzept sieht vor, dass bereits auf Stammesebene Ausbildung geleistet und auch zertifiziert wird. „Die Vorstände der verschiedenen Ebenen sind verantwortlich für die dort stattfindende Ausbildung. Zudem sind sie in der Regel selbst Ausbildende. Entsprechend müssen auch sie selbst ausgebildet werden.“[4] Die Verantwortung der Stammesvorstände und die Inhalte der Ausbildung der Stammesvorstände beschreibt Teil 3.2 des gesamtverbandlichen Ausbildungskonzeptes: „Ausbildung der Vorstände“ und die „Arbeitshilfe für Stammesvorstände zu Einstiegen und Praxisbegleitung.“ Die Ausbildung der einzelnen Leiterinnen und Leiter, diese zu begleiten, zu fördern und auszubilden sowie insgesamt eine Personalplanung des Stammes zu gewährleisten ist Aufgabe des Vorstands in guter Zusammenarbeit mit der Leiterrunde. Als weiterer Punkt ist die Leiterrunde ein wichtiger Ort der Ausbildung. Diese Gruppe zu leiten und gemeinsam zu handeln steht im Mittelpunkt. Dazu gehört auch die eigene persönliche Rolle in der Leitung sowie die Sach- und Methodenkompetenz für die Leitung einer Erwachsenengruppe. In Kapitel drei finden sich hierzu einige Grundlagen und Methoden. Ein dritter Bereich beschäftigt sich mit der Vielfalt der Vorstandsaufgaben im Blick auf Planung, Administration und Verwaltung sowie öffentliche Bezüge der Vorstandsarbeit. Fragen nach der Vision für den Stamm (Bezirk, Diözese) haben hier ebenso ihren Platz wie Fragen von Abrechnung und Zuschüssen sowie der Außenvertretung.[5] Die jeweiligen konkreten Hinweise bietet Kapitel 11 in diesem Buch.
6.1.2 Ausbildung der Kuratinnen und Kuraten
Die Ausbildung der Kuratinnen und Kuraten wird in aller Regel durch die entsprechenden Ausbildungen in der DPSG oder beim BDKJ angeboten. Die sogenannte kirchliche Beauftragung sprechen die Diözesen aus. Hier lohnt sich sicherlich ein Gespräch mit der Bezirkskuratin oder dem Bezirkskuraten bzw. der Diözesankuratin oder dem Diözesankuraten. Das Ausbildungskonzept für Kuratinnen und Kuraten sagt hierzu: „Kuratinnen und Kuraten benötigen für die Wahrnehmung ihres Amtes eine kirchliche Beauftragung, die von den Diözesen gelegt wird. Die kirchliche Beauftragung soll in einer angemessenen Form, z.B. im Rahmen eines Gottesdienstes, ausgesprochen werden.“[6]
In der Ausbildung der Kuratinnen und Kuraten gibt es vier Grundlinien, die in den Aus- und Fortbildungsveranstaltungen im Mittelpunkt stehen und die sich gegenseitig positiv unterstützen können. Dies sind:
- Kenntnisse der christlichen Theologie,
- Kenntnisse und Erfahrungen aus der Jugendpastoral,
- Kenntnisse und Erfahrungen einer pfadfinderischen Spiritualität,
- Rolle und Funktion von Kuratinnen und Kuraten im Verband.
Die Grundlinien sind keine getrennten Themen, sondern durchziehen alle Veranstaltungen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Kuratinnen und Kuraten.
In diesen Veranstaltungen geht es um persönlich gemachte Erfahrungen, deren Reflexion und Deutung, die Vermittlung von Wissen, Kenntnissen und Fähigkeiten in Theorie und Praxis sowie die gegenseitige kollegiale und partnerschaftliche Ermutigung und Beratung.
Zielgruppe für die Kuratinnen- und Kuratenausbildung sind Frauen und Männer aus der DPSG, die mit ihrer pfadfinderischen Erfahrung und Ausbildung Verantwortung als Kuratin oder Kurat übernehmen wollen. Am Ende der Ausbildung entscheiden sie bewusst, ob sie ein Amt übernehmen möchten. Die Ausbildung bietet eine grundlegende theologische und (jugend-)pastorale Ausbildung in vier Ausbildungswochenenden. Die Wochenenden haben die Themen:
„Glaube im Werden und Wachsen“
„Kirche und ihre Grundvollzüge“ (in Verantwortung der beteiligten Diözesanverbände)
„DPSG als Teil der Kirche“ (in Verantwortung der Bundesebene)
„Leben braucht Form“
Nach Abschluss dieser Inhalte können die Absolventinnen und Absolventen in Verantwortung ihrer Diözesen die kirchliche Beauftragung erhalten und das Amt als Kuratin oder Kurat ausfüllen. Erste Ansprechpersonen für die Fragen zur kirchlichen Beauftragung sind die Diözesankuratinnen und -kuraten.
Auch für Personen, die durch eine entsprechende theologische oder religionspädagogische Ausbildung bereits viel an Wissen und Methoden erworben haben, bietet die Kuratinnen- und Kuratenausbildung die Möglichkeit, die Grundlagen der DPSG sowie ihre inhaltliche wie strukturelle Ausrichtung kennenzulernen. Kuratinnen oder Kuraten (oder an dem Amt Interessierte) können sich mit den Ansätzen pfadfinderischer Spiritualität vertraut machen und darin ausprobieren.
6.1.3 Praxisbegleitung der Kuratinnen und Kuraten
Gerade in der ersten Zeit als Kuratin bzw. Kurat empfiehlt sich die persönliche Begleitung durch den Diözesanvorstand oder durch eine von ihm beauftragte Person. Fortbildungsveranstaltungen für Kuratinnen und Kuraten können vom Diözesanverband oder von mehreren Diözesanverbänden angeboten werden. Der Bundesvorstand gewährleistet darüber hinaus mindestens eine Fortbildungsveranstaltung im Jahr.
Link zum Gesamtverbandlichen Ausbildungskonzept für Kuratinnen und Kuraten in der DPSG
6.2 Vorstände als Ausbilderinnen und Ausbilder
Für einige junge Frauen und Männer in Vorstandsämtern wird es vielleicht das erste Mal sein, dass von ihnen erwartet wird, anderen Menschen etwas „beizubringen“, denn der Einstieg und die Praxisbegleitung der Woodbadgeausbildung liegen in der direkten Verantwortung des Stammesvorstands. Selbstverständlich haben alle in der Schule oder Gruppenstunde bereits schon vor anderen Menschen über bestimmte Themen gesprochen. Dort gab es aber immer noch Leiterinnen und Leiter sowie Lehrerinnen und Lehrer, die bei dieser Aufgabe begleitet und ggf. korrigiert haben. In der DPSG sind die Vorstände mit der Aufgabe betraut, ihre Leiterinnen und Leiter zumindest in einigen Schritten selbst auszubilden. Diese Aufgabe stellt für viele eine Herausforderung dar. Doch mit dieser Herausforderung gut umzugehen traut ihnen der gesamte Verband zu und daher dürfen Vorstände gern mit Respekt aber auch mit Lust und Neugierde an diese Aufgabe herantreten. Baden-Powell sah auch bei Herausforderungen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder mit der Idee des „learning by doing“ gut aufgestellt. Und zur Übernahme neuer Aufgaben motivierte er immer wieder mit den Worten: „Wenn du deinen Weg durchs Leben machst, wirst du Freude daran haben, neue Herausforderungen in der Arbeit oder in Aktivitäten anzunehmen.“
Niemand erwartet von Vorständen eine perfekte und souveräne Ausbildung. Wie schon beschrieben sind auch Vorstände „in Entwicklung“. Aber mit guter Vorbereitung, einer offenen Arbeit im Team, in der die Aufgaben getreu der Fähigkeiten gut verteilt werden, sind die in den Vorstand gesetzten Erwartungen sicherlich zu erfüllen. Nicht Jede und Jeder muss frei redend vor einer Gruppe stehen, nicht Jede und Jeder muss im Gespräch immer die richtigen Worte finden und niemand ist perfekt. Durch die Arbeit im Team kann man sich gut aufteilen und die vorgestellten Arbeitshilfen erleichtern dem Vorstand die ersten Schritte. So können Vorstände Lust auf Ausbildung ausbauen und aktiv mitgestalten. Einige Vorstände lassen sich von erfahrenen Vorständen begleiten. Es ist empfehlenswert, gemeinsam zu überlegen, was helfen kann. Vielleicht ist es sinnvoll, etwas auszuprobieren und gemeinsame Erfahrungen zu machen. So wird sicherlich jeder Vorstand seinen eigenen Weg finden, der zu ihm, seinem Stamm und seinen Leiterinnen und Leitern passt. Denn dies ist jedes Mal aufs Neue eine interessante Herausforderung.
6.2.1 Der Einstieg
Der Einstieg besteht aus zwei Schritten. Im Einstiegsgespräch, dem Einstieg „Schritt 1“, geht es um die Motivationsklärung und die bewusste Entscheidung zur Leitungstätigkeit. Im Einstieg „Schritt 2“ werden erste Grundlagen zur Gruppenarbeit vermittelt.
Im Einstiegsgespräch besprechen der Vorstand und die zukünftige Leitungskraft, warum die- oder derjenige gerne eine Gruppe im Stamm leiten möchte. Da es oft so sein wird, dass bei der Suche nach Leitungskräften diese Person aus dem Vorstand heraus direkt angefragt wird, ist es wichtig zu fragen, weshalb diejenige Person die Anfrage interessant fand und weshalb sie diese Aufgabe anspricht. Diese Frage ist keine Prüfung, sondern dient dazu, sich gegenseitig besser kennen und einschätzen zu lernen. Dies ist für die Vorstandsmitglieder immens wichtig, denn der Vorstand trifft später vielleicht die Entscheidung, jemanden als Leitungskraft zu berufen. Die Neuleiterin bzw. der Neuleiter erhält in diesem Gespräch grundlegende Informationen über die Rolle als Gruppenleitung. Erwartungen können abgeklärt und gemeinsam das weitere Vorgehen verabredet werden. Welche Inhalte genau Inhalt des Einstiegsgesprächs sein sollen kann in der Arbeitshilfe für Stammesvorstände zu Einstieg und Praxisbegleitung direkt nachgelesen werden. Das Einstiegsgespräch ist kein trockenes und ernstes Bewerbungsgespräch. Alle Beteiligten können lachen, Anekdoten aus den eigenen ersten Schritten als Leitungskraft berichten, gemeinsam Essen, Kochen oder Spazierengehen. So lernt man sich sicherlich besser kennen als durch ein Gespräch ohne aktive Anteile. Insgesamt ist es wichtig, für einen angenehmen Rahmen zu sorgen und zu überlegen, wer mit wem das Gespräch hauptsächlich führt, ob mehrere Neuleiterinnen und Neuleiter gleichzeitig teilnehmen und ob ein, zwei oder alle Mitglieder des Vorstands teilnehmen. Es gibt so viele gute Möglichkeiten, für die sich ein Vorstand entscheiden kann. So bleibt noch der Ratschlag „look at the girl / boy“ um die beteiligten Personen im Blick zu behalten und das Gespräch für alle interessant und locker zu gestalten.
Der Einstieg „Schritt 2“ ist ein relativ umfangreicher Ausbildungsteil. Es sind zehn Stunden als Zeitfenster vorgesehen, um die Grundlagen der Leitungstätigkeit und erstes Handwerkszeug für die künftige Tätigkeit zu vermitteln.
In einigen Teilen der DPSG bieten Bezirke oder Diözesanverbände den Einstieg Schritt 2 im Auftrag der Stämme an. Vorstände können auch selbst an einem Wochenende oder einem Abend und einem Wochenendtag die für sie wichtigen Inhalte vermitteln. Die Praxisnähe für den eigenen Stamm ist sicherlich deutlich höher, wenn jemand aus dem Stamm diesen Schritt selbst anbietet. Jedoch hat das Arbeiten in einer Gruppe (und selten steigen zeitnah in einem Stamm so viele neuen Leitungskräfte ein, dass eine Gruppe aus mehr als vier Personen entsteht) auch deutlich Vorteile für Methoden und den Austausch. Die Themen und konkreten Inhalte dieses Schrittes finden sich ebenfalls in der oben genannten Arbeitshilfe. Zu beachten ist, dass die Durchführenden hierbei nicht allzu sehr in die Tiefe gehen müssen, auch wenn sie sich bereits sehr viel Wissen zu den Themen angeeignet haben. Es ist ein Einstieg und 10 Stunden sind sehr lang, also ist ein angenehmes Tempo mit guten Gesprächen, interessanten Methoden und einigen Nachfragen wichtig, um die Veranstaltung für alle interessant zu machen. Hiervon haben alle Beteiligten mehr als von einem zehnstündigen Input. Informationen gibt es bei Bedarf sicherlich auch bei den Bezirks- oder Diözesanvorständen, um zu erfahren, wie die Durchführung des Schrittes 2 geregelt ist. Nach dem Einstiegsgespräch und dem Schritt 2 des Einstiegs spricht der Stammesvorstand die Berufung zur Leiterin bzw. zum Leiter aus. Eine Blanko-Berufungsurkunde befindet sich unter http://www.dpsg.de/aktivdabei/ausbildung/materialien.html#zertifizierung
6.2.2 Die Praxisbegleitung neuer Leiterinnen und Leiter
Seitdem die Ausbildung der Leiterinnen und Leiter im Jahr 2005 grundlegend verändert wurde, gibt es offiziell den Teil der Praxisbegleitung. Diese Aufgabe des Stammesvorstands soll sich laut Ausbildungskonzept der DPSG auf das erste Jahr der Leitungstätigkeit beziehen. In den Gesprächen mit neuen Leiterinnen und Leitern kann der Vorstand beraten, wer die Praxisbegleitung übernehmen soll. Dies sollte im Austausch mit den neuen Leitungskräften geschehen. Die Leitungskraft, die die Praxisbegleitung übernimmt, sollte nicht teil des Leitungsteams sein, in dem die neuen Leitenden tätig sind, denn in den Gesprächen zur Praxisbegleitung stehen die Neuleiterin bzw. der Neuleiter selber im Mittelpunkt. Es geht darum, die eigene Rolle im Leitungsteam und der Leiterrunde zu finden, selbständig Ideen zu entwickeln, Konflikte und schwierige Gruppensituationen selbst lösen zu lernen und einen realistischen Blick auf die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen zu erhalten. Die Praxisbegleitung, die außerhalb des Gruppengeschehens stattfindet, nimmt einen neutralen, unbefangenen Standpunkt ein und achtet auf die Bedürfnisse der Neuleiterin bzw. des Neuleiters und ihre bzw. seine Weiterentwicklung als Leiterin bzw. Leiter in unserem Verband. Der Stammesvorstand ist verantwortlich dafür, dass die Praxisbegleitung für die neuen Leiterinnen und Leiter stattfindet. Er wählt gemeinsam mit der neuen Leiterin bzw. dem neuen Leiter eine Begleiterin oder einen Begleiter aus. Während der Praxisbegleitung erkundigt sich der Stammesvorstand bei der neuen Leiterin bzw. dem neuen Leiter sowie bei der Begleiterin bzw. dem Begleiter, wie die Praxisbegleitung läuft.
Außerdem ist der Vorstand als Ausbildungsverantwortlicher erste Ansprechperson bei etwaigen Konflikten zwischen Begleiterin bzw. Begleiter und Neuleiterin bzw. Neuleiter, um sicherzustellen, dass die Begleitung nicht an zwischenmenschlichen Problemen scheitert. Aufgabe des Stammesvorstands ist auch, der Begleiterin bzw. dem Begleiter im Namen des Stammes für die geleistete Arbeit Danke zu sagen. Die Arbeitshilfe für Stammesvorstände zum Einstieg und Praxisbegleitung gibt weitere Anregungen zur genauen Ausgestaltung der Treffen und listet mögliche Themen auf. Sollte jemand die Praxisbegleitung durchführen, die oder der nicht Mitglied des Stammesvorstands ist, so bietet es sich an, die Arbeitshilfe gemeinsam durchzusprechen. Sie befindet sich auf der DPSG Homepage unter diesem Link.
6.2.3 Zu Ausbildung motivieren / in Ausbildung begleiten
Die Ausbildung in der DPSG wird mittlerweile nicht nur durch Pfadfinderinnen und Pfadfinder selbst, sondern auch von Personen außerhalb des Verbandes und auch durch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sehr geschätzt.
Doch oftmals passiert es, dass vor lauter Aktionen im Stamm, mit den Gruppen und bei alldem was sonst so zu tun ist, das Thema der eigenen Ausbildung weit nach hinten geschoben wird. Auch wenn tolle Ausschreibungen den Stamm erreichen und die Einladungen zu Aktionen neugierig machen, so reagieren viele erst einmal verhalten und zögern, sich direkt anzumelden. „Wer weiß, was dann in drei Monaten so los ist?“ „Da habe ich noch einen Termin mit einem Fragezeichen markiert.“ „Das wäre das vierte Pfadfinderwochenende hintereinander.“ sind Sätze, die oftmals zu hören sind, wenn neue Einladungen durch die Reihen der Leiterrunde oder über die Mailverteiler gehen.
All diese Gründe sind sehr gut nachvollziehbar. Doch wie kann es trotzdem gelingen, Leiterinnen und Leiter zu motivieren, an Ausbildungsveranstaltungen teilzunehmen? In Gesprächen mit jungen Leitungskräften zeigt sich immer wieder, dass Vorstände gemeinsam mit anderen erfahrenen Leitungskräften beim Start in die Woodbadgeausbildung eine sehr wichtige Position einnehmen. Es sind nämlich oftmals erfahrene Leiterinnen und Leiter, die durch gezieltes Ansprechen und ein „Lass uns da mal zusammen hinfahren!“ oftmals den Weg in erste Ausbildungsveranstaltungen ebnen. Baden-Powell betonte hierzu passend: „Sage “Mach mit“ und nicht „Fang an“, wenn du eine Sache erledigt haben willst!“
Neben dem gemeinsamen Besuchen von Ausbildungsveranstaltungen gibt es noch einige weitere Tipps, die helfen können, Leiterinnen und Leiter noch stärker zu motivieren, sich wirklich bei Veranstaltungen anzumelden und den Schritt aus der Vielleicht-Haltung heraus zu machen:
Von der eigenen Ausbildung erzählen
Erfahrene Leiterinnen und Leiter wie sie Vorstände oftmals sind, sind als authentische Menschen in ihrem Stamm gut bekannt. Wenn sie berichten, wie sie selbst Ausbildung erfahren haben, kommt man gut ins Gespräch, kann Fragen beantworten und das Thema wachhalten.
Ausbildung im Stamm
Selbstverständlich gehören die Einstiege und die Praxisbegleitung im Stamm zur Ausbildung, doch warum soll sich das Ausbilden ausschließlich auf neue Leitungskräfte beschränken? Vorstände und auch die Leiterrunde insgesamt kann ein Thema auswählen, an dem alle Spaß haben und etwas vorbereiten. Ob Jahresaktionen, die Fachbereiche der DPSG oder sonstige Themen, die alle interessieren – es werden sich Themen finden. Ob dies etwas zu Musik am Lagerfeuer, Knoten, Zeltkunde oder etwas ganz anderes ist, wird ziemlich egal sein. Wichtig ist, dass die Idee von Leiterinnen und Leitern sowie Vorständen in Entwicklung auch im Vorstand gelebt und als selbstverständlich kennengelernt wird.
Einen Plan haben
Vorstände dürfen und sollen Visionen entwickeln, wie sich der Stamm in den nächsten Jahren weiterentwickeln soll. Dazu gehört auch das Thema Ausbildung. Wenn der Plan ist, dass in jeder Stufe mindestens eine Leistungskraft die Modulausbildung abgeschlossen hat, wenn bestimmte Bausteine vermehrt besucht werden sollen, wenn der Vorstand ein oder zwei Leitungskräfte in den nächsten zwei Jahren bis zum Abschluss der Woodbadgeausbildung begleiten möchte, so sind das Ziele, die dem Vorstand auch zustehen. Wichtig ist, diese Ziele bekannt zu geben und gemeinsam zu überlegen, wie sie konkret erreicht werden sollen und wer welche Aufgaben dabei übernehmen wird.
Das Gespräch suchen
Der Vorstand kann Ideen entwickeln, wie er sich die Ausbildung im Stamm und den Ausbildungsstand der Leiterinnen und Leiter vorstellt. Schlussendlich entscheidet aber nicht der Vorstand, ob sich jemand zu einer Veranstaltung anmeldet. Nur im Gespräch lässt sich ein Eindruck gewinnen, welche Motive die Leitenden haben, sich in der DPSG zu engagieren (siehe auch Kapitel 7). Sollte es bei den Leitungskräften Sorgen oder Probleme bzgl. der Teilnahme an Ausbildungsveranstaltungen geben, so weiß der Vorstand nach guten Gesprächen mindestens Bescheid, bestenfalls gibt es gemeinsame Ideen, die allen weiterhelfen.
Nicht nur einmal fragen
Die Erfahrung zeigt, dass insbesondere für längere Blöcke der Ausbildung wie Modulkurswochen oder Woodbadgekurse nicht immer der richtige Zeitpunkt im Leben ist. Doch irgendwann passt bei vielen das private und das pfadfinderische Leben sowie das Angebot einer Veranstaltung gut zusammen. Um Leiterinnen und Leiter in der Ausbildung zu begleiten bedarf es also oftmals mehrerer Anfragen und weitere Motivation, um zu erreichen, dass Leitende ihre Ausbildung in der DPSG weiter voranbringen. Wer grade baut, ein kleines Kind hat oder eine Ausbildung abschließt hat oftmals keine Gedanken für die Ausbildung in der DPSG. Sind aber die Kinder größer, ist der Alltag im Job eingekehrt und der Rasen gemäht, suchen viele Menschen die nächsten Herausforderungen.
Finanzielle Unterstützung anbieten
Wenn der Stamm die Möglichkeit hat, die Ausbildung finanziell zu unterstützen, dann sollte er dies auch tun. Wenn Teilnahmegebühren oder auch Spritkosten übernommen werden können, so ist dies oftmals für Menschen mit weniger Einkommen, z.B. als Schülerinnen und Schüler, Studierende oder Arbeitssuchende, eine sinnvolle Investition in das Stammesleben. Auch über die Möglichkeit des Sonderurlaubs und weitere Unterstützung sollten Infos oder Kontakte weitergeben werden.
Vorbild sein
Wenn auch die Mitglieder des Vorstands regelmäßig an Ausbildungs- oder Leiterveranstaltungen teilnehmen, so sind diese ein lebendiges, glaubwürdiges und richtungsweisendes Vorbild. Ermöglicht wird so auch der Kontakt der Leiterinnen und Leiter zu Personen, die auf anderen Ebenen, in anderen Stämmen oder in Arbeitskreisen aktiv sind. So lassen sich in lockerer Atmosphäre gute Kontakte gestalten. Der Vorstand belegt glaubhaft, dass ihm Aus- und Weiterbildung wichtig ist und diese in pfadfinderischer Gemeinschaft gelebt werden kann.
[1] Das Menschenbild und pädagogische Einflüsse in der Ausbildung (2013) S.8
[2] Bundesleitung und AG Ausbildung (2013), S.5
[3] Gesamtverbandliches Ausbildungskonzept 1.5.(2017), S. 4
[4] Gesamtverbandliches Ausbildungskonzept 2. Ausbildung der Ausbilderinnen – Module - (2010), S. 6
[5] DPSG Bundesleitung (2010); Ausbildung der Vorstände Seite 6
[6] Gesamtverbandliches Ausbildungskonzept – Ausbildung der Kuratinnen und Kuraten, S.7
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